GMEINER MEINT

Foto: Daniela Koeppl

Wo ist der Platz der Bauern im Biogeschäft?

Die Landwirtschaftsministerin war emotional wie selten. „Ideologie alleine wird nicht reichen“, sagte sie bei der Präsentation der in ihrem Auftrag vom Schweizer Biopapst Urs Niggli erstellten Studie zur Stärkung der Biolandwirtschaft in Österreich bis 2030 in Richtung der Bio-Austria-Chefin und anderer Biobauern-Vertreter, die mit dem nicht zufrieden sind, was sich beim neuen Öpul abzeichnet. „Allein mehr Förderung und mehr Produktion kann nicht der Weg in die Zukunft sein.“ Gemeinsam mit dem Präsidenten der LK Österreich forderte sie einen „Gleichklang von Produktion und Absatz“, sonst gehe das auf Kosten der Erzeugerpreise und damit der bäuerlichen Betriebe.
Von Bio Austria und anderen Verbänden sind bisher keinerlei Reaktionen auf die Studie, in deren Mittelpunkt die Stärkung der Biobauern in der Wertschöpfungskette und der Vermarktung und die Absicherung der Vorreiterrolle im Biobereich steht, in der Öffentlichkeit überliefert. Ganz anders war das zwei Tage darauf. Als die EU ihren Bioaktionsplan veröffentlichte, waren Bio Austria, aber auch die NGO in der Sekunde mit Jubelreaktionen da.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber recht grün dürfte man sich, namentlich die beiden Damen, nicht sein. Als Beobachter kann man nur hoffen, dass man einen Weg zueinander findet. Denn Bio steht vor großen Herausforderungen. Alle Welt redet von Bio, alle wollen Bio, alle machen Geschäfte mit Bio – aber die Bauern drohen übrig zu bleiben.
In der Euphorie übersieht man, dass auf den Bauernhöfen die Sorgen wachsen. Die Preise stehen in vielen Bereichen unter Druck, der letzte Grüne Bericht wies sogar einen Einkommensrückgang von zehn Prozent aus. Während Burgenlands SP-Agrarlandesrätin den Ausbau der Bioflächen um fast ein Viertel auf 37 Prozent der gesamten Agrarfläche bejubelt, können sich die Biogetreidepreise seit zwei Jahren nicht erfangen. Und in der Euphorie über Biomilch vergisst man, dass inzwischen bereits weit mehr als 30 Prozent exportiert werden.
Noch funktioniert das halbwegs. Vor allem weil die anderen EU-Staaten bei Bio weit hinterherhinken. Was aber ist, wenn diese Staaten bald, wie es der EU-Bioaktionsplan vorsieht, wie jetzt schon Österreich zu gut einem Viertel Bio produzieren? Wenn ein Land wie Polen, größtes Agrarland in der EU, den Bioanteil von 0,5 auf 25 Prozent steigert oder Deutschland, unserer wichtigster Markt, Gas gibt?
Vor diesem Hintergrund und auch vor dem Hintergrund, was im Lebensmittelhandel rund um Bio abgeht, ist nur zu logisch, dass es für die heimischen Biobauern wichtiger ist, die Entwicklung zu konsolidieren, als die Produktion weiter voranzutreiben. Zu fragen ist, ob es darum gehen soll, die Produktion mit aller Gewalt weiter auszubauen, um sich weiter als „Europa-“ oder irgendein anderer Meister feiern zu können und damit die Geschäfte jener zu machen, die Bio oft so Süßholz raspelnd umschwirren. Oder ob es nicht vielmehr darum gehen sollte, den Biobauern einen guten und ihnen zustehenden Platz in diesem Geschäft zu sichern.
Angesichts der Entwicklung auf den Märkten und dessen, was kommt, sollte wohl jedenfalls zunächst einmal Letzteres im Vordergrund stehen.