GMEINER MEINT

Foto: Daniela Koeppl

Warum die Bauern mitunter mit ihren Vertretern hadern

Österreichs Bauern hadern gerne mit ihren Vertretern. Zuweilen fühlt man sich schlecht vertreten, zuweilen fühlt man sich zu kurz gekommen und benachteiligt, oft schimpft man sich auch nur den Frust von der Seele und braucht jemanden, wo man all den Gram abladen kann.
Funktionäre haben es nicht leicht, zumal Bauern, salopp gesagt, mitunter schon eine sehr spezielle Kundschaft sind. Anspruchsvoll, fordernd und oft wenig rücksichtsvoll und verständig. „Mir san mir“ zählt allenthalben mehr als alles andere. Dass es sich bei ihren Vertreterinnen und Vertretern um Kollegen handelt, die auch wie sie im Stall stehen und auf den Feldern oder im Wald zugange sind, spielt da kaum eine Rolle. Vor diesem Hintergrund ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass sich nach wie vor viele Bäuerinnen und Bauern bereit erklären, in der Bauernvertretung mitzumachen. Gerade für die Bauern ist das besonders wichtig, um gesellschaftlich und politisch gehört zu werden.
Das darf freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht alles eitel Wonne ist. Als Beobachter staunt man oft über die Lücken in agrarpolitischen Fragen und wundert sich, wie engstirnig manche Funktionärinnen und Funktionäre auf ihre Umgebung fixiert sind. Viele sind zwar sehr fix, wenn es darum geht, Vorwürfe gegen den Handel herunterzubeten, zu erklären, dass Regionalität das Um und Auf ist und dass der Green Deal überarbeitet gehört – wie man es eben von oben vorgebetet bekommt. Eigene Einschätzungen und Meinungen, eigenes Denken sind aber allzu oft nicht zu erkennen.
Mitunter staunt der Beobachter auch, wie gering die Auseinandersetzung mit agrarpolitischen Fragen, Umweltfragen und gesellschaftlichen Themen ist. Zuweilen bis an die Grenzen der Peinlichkeit, zumal dann, wenn es bei Spitzenfunktionären zu Tage tritt. Wie etwa vor Ostern, als ein führender Funktionär eines Produzentenverbandes, der in einer Pressekonferenz wortreich eine 30-prozentige Anhebung der Preise für die Produkte seiner Bauern forderte, passen musste, als er gefragt wurde, was denn nun die Produkte im Supermarkt eigentlich kosten. Er wusste es schlicht und einfach nicht.
Sorgen um die Bauern und darüber, von wem sie da vertreten werden, kann einem zuweilen auch machen, wenn man erlebt, wie etwa ein Landesobmann eines Bio-Verbandes locker-flockig von vielen neuen Chancen daherredet, die es nur zu nutzen gelte, aber auf die konkrete Nachfrage, was denn solche Chancen seien, nur Aronia nennen kann und hilflos Unterstützung beim Verbandssekretär sucht.
Da versteht man dann schon, dass die Bauern mit ihren Funktionären hadern und dass nicht wenige Zweifel an der Eignung und Qualität ihrer Vertreter haben.
Für die Verbände, die Interessenvertretungen und die Bauernorganisationen der Parteien ist das eine Herausforderung. Denn unschuldig sind sie daran nicht. Allzu oft sind sie in den vergangenen Jahren den einfachen Weg gegangen und haben sich oft nicht die Mühe gemacht, die wirklich guten Köpfe zu suchen und zu gewinnen. In keiner Organisation und in keiner Partei.
Wohl auch, weil es ihnen lieber war, brave Gefolgsleute zu haben, die weitertragen, was von oben kommt, als Leute mit Ideen und einem eigenen Kopf.