GMEINER MEINT

Foto: Daniela Koeppl

„Der Bauer ist kein Spielzeug“

„Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut“, reimte Adelbert von Chamisso vor bald 200 Jahren in seiner Ballade „Das Riesenspielzeug“ über ein „Riesen-Fräulein“, das in ihr Tuch einpackt, was sie da sieht, und es ihrem Vater präsentiert. „Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön“, schwärmt sie und zeigt ihm, was sie auf den Feldern gefunden hat. Der Vater freilich ist alles andere als erfreut. „Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn!“, fährt er sie an und befiehlt ihr, alles zurückzubringen.
Diese Ballade mag und mag ihren Sinn nicht verlieren. Die Versuchung ist für viele immer noch riesengroß, die Landwirtschaft als Spielwiese zu sehen und die Bauern als Spielzeug – für ihre ökonomischen Interessen und natürlich auch für ihre politischen Interessen.
Für beides erlebte die heimische Landwirtschaft in den vergangenen Wochen – wieder einmal – eindrückliche Beispiele. Da ist zunächst die jüngste Volte des Handels, die für Ärger bei den Bauern und für Proteste sorgte. Die heimischen Putenmäster, die sich schon vor Jahren darauf einigten, deutlich höhere Tierwohlstandards als im Ausland einzuhalten, mussten wieder einmal zur Kenntnis nehmen, dass das dem Handel herzlich egal ist. Dort hat man keine Scheu, Billig-Putenfleisch aus ausländischer Qual-Mast in die Regale zu legen, um gute Geschäfte zu machen.
So weit, so schlecht. Und auch so wenig überraschend, weil es immer wieder vorkommt.
Eine neue Dimension aber, die Landwirtschaft als Spielzeug und Spielwiese für eigene Interessen zu nutzen, brachte der burgenländische Landeshauptmann ins Land. Da war zunächst einmal die Geschichte mit den Übergangsfristen für die Spaltenböden in der Schweinehaltung, die just er vor den Verfassungsgerichtshof brachte und mit der er die ohnehin geplagte Schweinebranche noch mehr unter Druck brachte, als sie ohnehin schon ist. Aus Tierwohlgründen alleine wird das wohl nicht gewesen sein, auch wenn er das noch so oft behaupten mag, noch dazu, wo die Schweinehaltung im Burgenland kaum Bedeutung hat. Ganz abgesehen davon, ob das, wenn er es denn schon für notwendig hielt, überhaupt zu seinen Aufgaben gehört.
Aber das alleine war dem burgenländischen Landeschef nicht genug. Erst vor wenigen Tagen ließ er mit der Ankündigung aufhorchen, im Burgenland eine eigene Landesmolkerei zu planen. Fixe Absatzmöglichkeiten soll sie den Bauern bieten und Preisstabilität dazu. Die Verwunderung war groß. Die Häme auch. Das Land als Molkereibetreiber? Da braucht er nur in die Staaten östlich seines Landes zu schauen – dort hat man schon vor geraumer Zeit erleben müssen, wie solche Vorhaben ausgehen. Ganz abgesehen davon, dass sich die wenigen burgenländischen Milchbauern bei ihren Molkereien dem Vernehmen nach ohnehin gut aufgehoben fühlen und keinen Sinn in solchen Plänen sehen.
Um es auf den Punkt zu bringen – all das ist nichts denn eine Zumutung. Eine dreiste noch dazu. Denn, wie hieß es schon in der Ballade vom Riesen-Fräulein? „Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!“