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„Froh, liefern zu dürfen“

Deutschland bleibt der Schlüsselmarkt für österreichische Agrarprodukte. Das unterstrich die Geschäftsführerin der AMA-Marketing, Christina Mutenthaler-Sipek bei einem Pressetermin am Rande der Grünen Woche in Berlin. Mengenmäßig legten die Exporte zu den Nachbarn in den ersten drei Quartalen 2023 um 1,1 Prozent zu. Der Wert wuchs, dank der inflationsbedingt gestiegenen Preise, sogar um 11,4 Prozent auf 4,81 Mrd. Euro. Dem stehen Importe in der Höhe von 4,53 Mrd. Euro (+14,1 %) gegenüber. Zum vierten Mal in Folge ist Außenhandelsbilanz mit der Bundesrepublik also positiv. Bei weitem die wichtigste Warengruppe sind dabei die Milchprodukte.

Erkauft wird diese Erfolgsbilanz aber mit einer starken Abhängigkeit von den Vorgaben des deutschen Handels. Vor allem bei der Milch würde ohne diesen Absatzkanal nichts gehen, da die Produktionsmenge in Österreich weit über dem Selbstversorgungsgrad liegt. „Umso wichtiger ist es, dass wir Ende Dezember für unsere Produkte die Anerkennung in der deutschen Haltungsformkennzeichnung bekommen haben“, so Mutenthaler-Sipek. „Wir sind froh, dass wir eine Branchenlösung haben, um den Markt weiter beliefern zu können.“ Das „AMA Gütesiegel Tierhaltung plus“ entspricht künftig der Haltungsstufe 2 in Deutschland. Diese wurde vom deutschen Lebensmitteleinzelhandel als Mindestanforderung für eine Listung im Regal ausgegeben. Wäre die österreichische Kombinationshaltung nur in die nicht mehr akzeptierte Haltungsstufe 1 gefallen, wäre die Milchwirtschaft vor einem massiven Problem gestanden.

Für den Sanctus der Bosse braucht es aber Zugeständnisse: Konkret sind an das an sich freiwillige Modul „Tierhaltung plus“ deshalb zusätzliche Anforderungen geknüpft. So sind zum Beispiel 120 statt 90 Tage Alm, Weide oder Auslauf vorgeschrieben. Eine Teilnahme beim Tiergesundheitsdienst ist verpflichtend. Kontrolliert wird mindestens einmal pro Jahr. Die Wahlfreiheit bei der Teilnahme am angepassten Programm ist nur eine scheinbare, weil relevante Molkereien gar keine Milch aus dem „herkömmlichen“ AMA-Gütesiegel mehr sammeln werden. „Das hängt davon aus, wo diese ihre Absatzmärkte haben“, sagte Mutenthaler-Sipek, „wir gehen davon aus, dass 10.000 Milchbauern in die neue Tierhaltung plus umsteigen werden.“ Nun seien auch die Kontrollstellen gefordert, das Personal aufzustocken, um die jährlichen Besuche durchführen zu können. Aktuell liegen die neuen Richtlinien in Brüssel zur Zertifizierung. Schon im Februar werden diese aber Gültigkeit erlangen, erwartet die AMA-Marketing.