Foto: Ja! Natürlich

Fred Maulowitz und das Mikrobiom

Ja! Natürlich, die Bio-Marke der Supermarkt-Kette REWE, lenkt seinen Fokus im Marketing auf die Bodengesundheit. Das erklärten die Verantwortlichen bei einer Exkursion zum Biohof Michaeler in Marchegg. STEFAN NIMMERVOLL war dabei.

„Wir brauchen für die Zukunft total gesunde Böden“, meinte Landwirt Gerhard Michaeler bei der Vorstellung des Betriebes seiner Familie. Er baut für die Bio-Marke Ja! Natürlich Süßkartoffeln an. Wie das geht, hat er Down Under in Australien gelernt. Die anspruchsvolle Kultur gedeiht besonders gut auf eher nährstoffarmen, sandigen Böden bei der March. Diese düngt Michaeler mit Pferdemist. Außerdem setzt er auf vielfältige Begrüngen, um das Bodenleben zu aktivieren. Seit der Umstellung auf Bio ist es gelungen, den Humusgehalt um zehn Prozent zu steigern. „Gute Landwirtschaft kostet Zeit und Geld, aber langfristig sind wir am richtigen Weg“, so der Niederösterreicher.

„Das Fundament für eine gute Ernte ist der gesunde Boden“, meinte der Leiter des Qualitätsmanagements bei Ja! Natürlich, Andreas Steidl. „Für Biobauern ist es nicht so einfach, Nährstoffe zu mobilisieren, wenn organische Substanz bei der Ernte weggenommen wird.“ Jeder habe dafür sein eigenes Rezept, seine eignen Fruchtfolgen und seine eigenen Gerätschaften. Geschäftsführerin Klaudia Atzmüller verwies darauf, dass Österreich nicht nur beim biologischen Anbau mit 27 Prozent der Fläche, sondern auch im Einkaufswagen mit 11 Prozent, knapp hinter Dänemark und der Schweiz, Europaspitze sei. „Seit 2015 sind wir um 50 Prozent gewachsen. Eine Zeitlang war der Zuwachs bei konventionellen Produkten etwas größer, aber letztes Jahr lag wieder Bio vorne.“

Die Vielfalt, die man in den Läden brauche, sei nur durch einen gesunden Boden möglich. „90 Prozent unserer Lebensmittel kommen aus dem Boden. In einem Löffel Erde gibt es mehr Organismen als Menschen auf der ganzen Erde.“ Auf diese Fakten will die Marke in ihrer Herbstkampagne verstärkt hinweisen, auch wenn die Zusammenhänge etwas komplexer zu erklären sind als bisherige Themen wie die Weidehaltung bei Rindern. „70 Prozent unserer Kunden geben an, dass ihnen Tierwohl wichtig ist. 55 Prozent erkennen aber auch die Bedeutung von gesundem Boden“, so Atzmüller. Im Auftrag der Mikroorganismen ist im Herbst daher etwa Bodenreporter Fred Maulowitz unterwegs.  Es fährt aber auch eine Straßenbahn mit entsprechender Lackierung über den Wiener Ring.

Die bekannte Kochbuchautorin Katharina Seiser („30 Pflanzen pro Wochen“) erläuterte, dass es immer mehr Erkenntnisse zu den Zusammenhängen vom Mikrobiom im Boden und jenem im menschlichen Darm gebe. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, verschiedene Formen von Krebs und psychische Erkrankungen hängen mit dessen Verarmung zusammen.“ Wer mehr als 30 verschiedene Pflanzenarten pro Woche esse, trage erwiesenermaßen eine höhere Vielfalt in sich als jemand, der weniger als zehn konsumiert. Dies hätten Stuhlproben ergeben. „Die Hinweise verdichten sich auch, dass auch die höhere Vielfalt in den Böden des Biolandbaues eine höhere Vielfalt im Darm ermöglicht. Pestizide schädigen hingegen die Mikroorganismen.“ Sollte sich dies wissenschaftlich untermauern lassen, wäre es ein wesentliches Argument für den Konsum biologischer Lebensmittel.

www.janatuerlich.at