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Fokus auf Groß und Klein

Claas High-tech für die weltweit wachsende Zahl immer größerer Farmen sowie effiziente Landtechnik auch für kleinere Familienbetriebe: Claas versucht mit seinen Neuheiten für die Agritechnica 2017 bewusst beide Segmente zu bedienen.

Wer am Landmaschinenmarkt erfolgreich sein will, darf keines der beiden Segmente vernachlässigen: Die Großbetriebe von Amerika bis Russland, wo teure Agrargiganten verkauft werden. Aber auch die ausgeklügelten Spezialmaschinen, wie sie etwa in Österreich gebraucht werden. Und angesichts unzähliger kleinerer Betriebe gehe die Rechnung für deren Entwicklungs- und Produktionskosten angesichts der Stückzahlen unter dem Strich auch auf, betont man bei Claas.

Am Hof Loermann nahe der Claas Konzernzentrale in Harsewinkel wurden bereits im Sommer vorab die Neuheiten für die weltgrößte Agrartechnikmesse im November in Hannover vorgestellt. Generell werden diese immer bombastischer. Kein Wunder. „Allein in Deutschland gibt es heute 37.000 Betriebe über 100 Hektar“, so Claas-Sprecher Lothar Kriszun. 2003 zählte man etwa 28.000 Höfe dieser Größenordung. Seit damals sei die durchschnittliche PS-Zahl in Europa bei Feldhäckslern von 433 auf 580 PS, bei Mähdreschern von 262 auf 374 PS und bei Traktoren von 102 auf 155 PS gestiegen.

Die neuen Modelle tragen dem natürlich Rechnung: Die „Axion“ 900er-Großtraktoren werden bis zu 445 PS stark und die Leistungsspektren der Baureihen „Arion“ 500 und 600 nach oben wie nach unten ausgeweitet. Der 510er etwa wird künftig ab 120 PS zu haben sein, dafür bietet der 660er mit 205 PS dank „Power Management“ zusätzlich 20 PS extra für Transport- und Zapfwelleneinsätze.

Aber auch „Berglandwirtschaft“, „Hanglagen“ und „Familienbetrieben“ zählen zum festen Wortschatz der Claas-Entwickler. Immerhin macht der weltweit agierende Hersteller immer noch 72 Prozent seines Umsatzes in Europa. „Kleinere Betriebe sind für uns weiter attraktiv“, meint Hermann Lohbeck, demnächst Unternehmenssprecher. Weshalb Maschinenbaureihen für diese nicht bloß mitlaufen, sondern eigenständig entwickelt werden. Konkret etwa das Trommelmähwerke „Corto“, der Wender „Volto“ und der Schwader „Liner“ speziell für den alpinen Gebrauch. Besonders bei der Bodenanpassung und der sauberen Qualität von Silage und Heu auch in schwierigen Hanglagen geerntet will man punkten. Die Technik wurde bei den vorgestellten Neuerungen vielfach von den bewährten größeren Modellen übernommen und an die Anforderung der Berge angepasst. Mit der Kombination aus kleineren, aber dennoch technisch ausgefeilten Maschinen will man in Österreich Marktanteile gewinnen.

Ähnliches gilt für die Pressen, von der kleinen „Rollant“ für Rundballen bis zum „Quadrant“-Quaderballen-Riesen für Profis. Die spannendste Innovation: ein neu entwickeltes System für die Bindung der Ballen in der Presskammer bei der Rollant 400 Uniwrap. Statt der üblichen Netze können die Ballen dort nun auch mit einer Mantelfolie achtfach gebunden werden. Das spart beim anschließenden Wickeln am Wickeltisch einige Folienlagen ein. Zusätzlich müssen Netz und Folien beim Öffnen des Ballens nicht mehr mühsam getrennt werden. Auch kommt weniger Sauerstoff in den Ballen. Das wirke sich laut Claas positiv auf den Gärverlauf auf.

STEFAN NIMMERVOLL