„Es gibt kein Patentrezept“
Sinkende Einkommen aus der landwirtschaftlichen Urproduktion stellen viele bäuerliche Familienbetriebe vor große Herausforderungen. Einkommenskombinationen und Diversifizierungsmaßnahmen tragen zu einem Einkommensausgleich bei. Welche Potenziale es derzeit gibt und wohin der Weg in Zukunft führt thematisierte eine Tagung der Bäuerinnen NÖ. Sie wurde unter dem Titel „Nischen als Zukunftschance unserer Betriebe“ bei der Firma Waldland in der Waldviertler Gemeinde Friedersbach veranstaltet. Mit dabei waren Landwirtschaftskammer Niederösterreich-Präsident Hermann Schultes, die Präsidentin der Bäuerinnen NÖ, Irene Neumann-Hartberger, und Waldland-Geschäftsführer Gerhard Zinner.
„Viele hätten gerne ein Patentrezept. Wenn es aber um Innovation und Nischen geht, gibt es nur den ganz persönlichen, individuellen Weg“, so LK-Präsident Schultes. Man müsse dafür brennen und authentisch hinter seinem Betrieb stehen, um erfolgreich zu sein. „Die bäuerlichen Familienbetriebe zeigen uns, wie viele unterschiedliche Wege nebeneinander es geben kann. Natürlich erfordert es immer auch Mut, Zuversicht und Durchhaltevermögen ebenso wie eine passende Ausbildung und ein gutes Netzwerk, um seine Idee vorantreiben zu können. Dabei darf man auch nie vergessen, dass man nicht immer alles alleine stemmen muss, sondern oftmals auch ein gemeinschaftlicher Ansatz genau das Richtige sein kann“, so Schultes.
Genau diese Kooperationsmöglichkeit stellt die Firma Waldland bereits seit über 30 Jahren in den Mittelpunkt ihrer Unternehmensphilosophie. „Wir hatten bei uns im Waldviertel damals eine ganz spezielle Situation. Kleine Betriebsstrukturen mit wenig Flächen machten es schwer. Deshalb haben wir Nischen und Produktionssparten gesucht, die den Bauern ein Einkommen schaffen können“, erklärt Geschäftsführer Gerhard Zinner. Neue Perspektiven und Lösungen stehen von Beginn an im Mittelpunkt bei Waldland.
Die weibliche Sicht sorgt für eine immense Weiterentwicklung auf Niederösterreichs bäuerlichen Familienbetrieben, wie Bäuerinnen-Präsidentin Irene Neumann-Hartberger berichtet: „Viele Einkommensstandbeine sind oft von Frauen besetzt. 33% der Bäuerinnen stammen aus dem außerlandwirtschaftlichen Bereich. Das heißt, sie haben einen anderen Beruf gelernt und bringen einen anderen Blickwinkel und neue Ideen in die Betriebe ein.“ Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie bereits viele Betriebe unter Beweis stellen, weil Nischen eine großartige Möglichkeit bieten, Einkommen zu erwirtschaften. Besonders die persönliche Beziehung wird für die Land- und Forstwirtschaft immer wichtiger. „Landwirtschaft verkauft nicht mehr nur Rohstoffe zur Sättigung. Es geht heutzutage vielmehr darum, Lebensgefühl und Lebensfreude zu vermitteln“, so Schultes. Er verwies auf einige Beispiele aus der Praxis.