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Ernste Einbußen erschüttern Erdäpfelbauern

 

Die diesjährige Erdäpfelernte liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst hat sich durch die nass-kalten Bedingungen im Frühjahr der Anbauzeitpunkt verzögert, die kühlen Temperaturen bedingten ein langsameres Wachstum. Die darauffolgende Hitze und langanhaltende Trockenheit hat die Bestände gestresst, es gab phasenweise nur geringe Zuwächse. Bei Temperaturen über 25°C verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30°C stellt die Erdäpfelpflanze das Wachstum ein. Dies hat die neue Ernte stark verzögert und führte zu einer Situation, die es noch nie gab: Das Angebot heimischer Ware in den Supermärkten wurde bereits im Sommer punktuell durch Importware ergänzt, da der Markt nur teilweise mit österreichischen Erdäpfeln versorgt werden konnte.

Der Anbau von Erdäpfeln wurde in den letzten Jahren zunehmend erschwert. „Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden. Mittlerweile geht es hier um Existenzen von Betrieben“, ist Lorenz Mayr, Vizepräsident der LK-Niederösterreich, besorgt. Immer mehr Betriebe sehen sich gezwungen, auf den Anbau zu verzichten und auf andere Kulturen zu setzen. So ist die heimische Erdäpfel-Anbaufläche bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent (-3.722 Hektar) gesunken.

Für den Flächenrückgang gibt es mehrere Gründe. Durch die häufigeren Hitzeperioden und längeren Trockenperioden kommt es zu Mindererträgen. Zudem nimmt durch die veränderten klimatischen Bedingungen der Krankheits- und Schädlingsdruck massiv zu. Bei Erdäpfeln ist vor allem der Schaddruck durch den Drahtwurm in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Schäden sind auch dieses Jahr enorm. „In den letzten Jahren mussten jährlich rund 30 Prozent der Erdäpfel aufgrund des Befalls durch den Drahtwurm und anderer Schadorganismen aussortiert werden. Ohne diese großen Verluste könnten wir trotz der kleineren Anbaufläche derzeit die Versorgung mit Erdäpfeln noch sichern“, erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der IG-Erdäpfelbau (IGE). Ein weiterer Grund sind die in den vergangenen Jahren sehr niedrigen Erzeugerpreise für Erdäpfel.

Ein Erfordernis ist der nachhaltige Ausbau der Wasserinfrastruktur, betont Mayr: „Wir brauchen entsprechende Bewässerungsmöglichkeiten, auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete, wenn wir eine sichere Versorgung mit heimischen Erdäpfeln wollen.“ Mit gezielter Beratung und fördertechnischer Unterstützung für effiziente Bewässerungssysteme soll es gelingen, die Wasserversorgung mittel- und langfristig auszubauen, auch überregional.