Foto: Göttweigblick

Energiegemeinschaften als Erfolgsmodell

Auf Basis des 2021 beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes-Pakets wurde die Möglichkeit geschaffen, Energiegemeinschaften zu gründen. Damit sollte die Energiewende bewusst in die Regionen und in Bürgerhand gelegt werden. „Strom gemeinschaftlich produzieren und nutzen ist das Ziel von Energiegemeinschaften und ein wesentlicher Baustein zur Energiewende“, waren sich der Generalanwalt des
Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Mag. Erwin Hameseder, und LH Stellvertreter Stephan Pernkopf anlässlich der Generalversammlung der Energiegemeinschaft Göttweigblick einig.
Die Mitglieder einer Energiegemeinschaft müssen per Gesetz über eine Rechtsform miteinander verbunden sein. Bereits 84 Energiegemeinschaften wurden österreichweit bei Raiffeisen als Genossenschaft gegründet, 24 davon allein in Niederösterreich. „Und wir sehen nach wie vor eine starke Nachfrage von Gemeinden, Kleinunternehmen und Privatpersonen, die an einer Gründung interessiert sind. Denn Genossenschaften bieten klare Strukturen und demokratische Entscheidungsprozesse, sie ermöglichen flexible Ein- und Austrittsmöglichkeiten für Mitglieder und schaffen Vertrauen und Sicherheit durch die Genossenschaftsrevision“, unterstreicht Hameseder.

Eines der Vorzeigeprojekte in Niederösterreich ist die als Genossenschaft gegründete Energiegemeinschaft Göttweigblick: „Die Mitglieder der EEG Göttweigblick als eine der ersten Energiegemeinschaften in Niederösterreich sind nicht nur Pioniere. Die Genossenschaft ist mit über 270 Mitgliedern und drei eigens errichteten PV-Anlagen auch Vorreiter in Bezug auf die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der
Energiewende. Sie wurde mit der Unterstützung des Stiftes und des Raiffeisen Revisionsverbandes Niederösterreich-Wien gegründet und zählt zu den absoluten Leuchtturm-Projekten Niederösterreichs“, erläutert Pernkopf.

„Die Energiegemeinschaft ermöglicht es jedem, die regional erzeugte Energie – zu fairen Preisen – zu teilen, und wir freuen uns, dass viele BürgerInnen, Kommunen, Gewerbetriebe und Institutionen wie Pfarren und Vereine bei dieser Gemeinschaft mitmachen“, sagt Christian Hofmann, Obmann der Energiegenossenschaft Göttweigblick, und ergänzt: „Zusätzlich wurden mit breiter Bürgerbeteiligung eigene Gemeinschaftserzeugungsanlagen in Betrieb genommen. Wir teilen nicht nur Strom, sondern auch unsere Erfahrung, und freuen uns über die Zusammenarbeit mit benachbarten Partner-Energiegemeinschaften im Waldviertel, Kamp- und Traisental. Als Pioniere arbeiten wir derzeit daran, das Angebot an unsere Mitglieder durch den Ausbau von E-Ladeinfrastruktur zu erweitern und mittels Energiespeicher die gesamte Erneuerbare Energie in unserer Region zu verwenden“, so Hofmann.

Niederösterreich setzt schon seit vielen Jahren auf die Energiewende und ist das Land mit dem meisten Ökostrom. „Niederösterreich ist die Ökostrom-Lokomotive Österreichs. Sieben von zehn neuen Windrädern wurden 2023 in Niederösterreich errichtet. Zudem haben wir im vergangenen Jahr über 52.000 neue PV-Anlagen installiert und zählen somit insgesamt 125.000 Anlagen in Niederösterreich. Das ist nicht nur gut für Klima und Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft. Denn anstatt Energie zu importieren, bleiben die Investitionen hier bei uns in Niederösterreich. Auf unserem Weg in die Energieunabhängigkeit spielt die Bürgerbeteiligung – und damit der Zusammenschluss in eine Energiegemeinschaft – eine entscheidende Rolle. Gemeinden können Ausbauprojekte schnell und kostengünstig finanzieren, während Bürgerinnen und
Bürger von attraktiven finanziellen Beteiligungen profitieren. Derzeit gibt es in Niederösterreich 464 solcher Gemeinschaften, die einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten“, hält Pernkopf fest.

„Energiegenossenschaften sind mehr als nur gemeinsames Strom produzieren und tauschen auf regionaler Ebene: Sie sorgen für regionalen Zusammenhalt und lassen Haushalte, Gemeinden sowie Klein- und Mittelunternehmen profitieren, denn der Strompreis wird von der Energiegenossenschaft selbst festgesetzt“, ergänzt der Generalanwalt. Bei Genossenschaften gehe es nicht um eine kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern um die Förderung der Interessen der Genossenschaftsmitglieder. Durch ihre Tätigkeit in den Regionen sorgen sie für regionale Wirtschaftskreisläufe und eine Steigerung der Wertschöpfung in den
Regionen.