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Bodenverbrauch kommt Österreich teuer zu stehen

Österreich müsse seine Bodenpolitik dringend ändern. „Jeden Tag gehen 12,4 Hektar Boden durch Verbauung und Versiegelung verloren, fünfmal mehr, als von der Regierung in deren Masterplan für den Ländlichen Raum angepeilt wird“, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der Hagelversicherung, Kurt Weinberger.

Seit acht Jahren thematisiert die Hagelversicherung das Thema Bodenverbrauch. Für den Weltbodentag 2018 am 5. Dezember wurde Wirtschaftsforscher Friedrich Schneider von der Universität Linz beauftragt, die ökonomischen Folgen der massiven Verluste von Äckern und Wiesen zu errechnen. Das  Ergebnis ist ernüchternd.

Verbaut Österreich weiterhin teils fruchtbarstes Land mit Wohnhäusern, Handels- und Industrieanlagen oder Straßen und Parkplätze im Ausmaß wie bisher, gehen in den nächsten zehn Jahren 216 Millionen Euro oder knapp 20.000 Arbeitsplätze verloren, davon allein knapp die Hälfte in der Landwirtschaft, aber auch in deren vor- und nachgelagerten Bereichen. Zudem fallen enorme Kosten für nötigen Hochwasserschutz an. „Jeder Kubikmeter Boden speichert bis zu 400 Liter Wasser. Sieben Hektar Böden werden täglich versiegelt, weshalb letztlich 14 Millionen Liter Wasser täglich nicht mehr versickern können“, so Studien-Ko-Autor Stefan Jenewein von der Uni Linz. Das wiederum erfordere teure Investitionen in den Hochwasserschutz

Kritisiert wird von der Anti-Bodenverbrauch-Initiative der Hagelversicherung auch der bundeweit enorm hohe Gebäude-Leerstand mit mehr als 40.000 Hektar nicht genutzten Immobilienflächen. Negative Auswirkungen habe der Verlust von Ackerboden und Grünland auch auf das Klima. Weinberger: „Durch verbaute Böden kann kein CO2 gespeichert werden und es kann kein Wasser verdunsten, was im Sommer zur Kühlung der Luft beiträgt.“

Neu mit an Bord der Bodenschutz-Kampagne ist auch Österreichs Agrar- und Umweltbischof Franz Schwarz. Er sieht im maßlosen Bodenverbrauch einen „Schöpfungsraub“. Die Kirche gehört zu den größten Grund- und Immobilienbesitzern im Land. Nach seinem Wechsel von Kärnten nach St. Pölten habe er in seiner neuen Diözese angeordnet, nicht nur die kirchliche Immobilienbestandsentwicklung in der boomenden Landeshauptstadt zu evaluieren, sondern auch „den Leerstand von Pfarr- und Mesnerhäusern zu erheben, um diese allenfalls neu zu nutzen“, so Schwarz. „Auch alle Öl-Heizungen sollen so rasch wie möglich ersetzt werden.“ Eigene wie auch verpachtete Äcker der Kirche werden und würden mittel- bis langfristig auf Biolandbau umgestellt, erklärte der Bischof.

Laut Weinberger sei ein langsames Umdenken in Sachen Bodenverbrauch im Gange. Um es zu beschleunigen, sollten künftig die Länder und nicht die Gemeinden die Kommunalsteuern einheben, auch die Raumordnungskompetenz der Länder gehöre gestärkt, so Weinberger. Auch Wirtschaftsforscher Schneider meint, die Bürgermeister gehören in Sachen Bodenverbrauch mehr in die Pflicht genommen.

BERNHARD WEBER