Arbeiten im Wald muss sicherer werden
Im Herbst und Winter findet in Österreichs Wäldern die Holzernte statt. Waldarbeiten finden oft in steilem und unwegsamem Gelände statt. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Forstministerin Elisabeth Köstinger, Othmar Thann Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und Peter Mayer Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald richtigen einen gemeinsamen Appell für sichere Waldarbeit an alle Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter.
Stürme, Schnee und Borkenkäfer – von 2018 auf 2019 sind die Schadholzmengen in den heimischen Wäldern dramatisch angestiegen. Rund 62 % der gesamten österreichischen Holzernte waren 2019 Schadholz. Auch für 2020 werden ähnliche Zahlen prognostiziert. 2019 sind österreichweit aufgrund von Borkenkäfer rund 4,3 Mio. Erntefestmeter (rund 36 % der Gesamt-Schadholzmenge) Schadholz angefallen. Das erhöhte Aufkommen von Schadholz durch Borkenkäfer, Windwurf und Schneedruck erfordert den raschen Abtransport aus den Wäldern, um weiteren Schädlingsbefall zu verhindern. Rund 80 % der Wälder Österreichs befindet sich im Privatbesitz.
Die Auswertung der Unfalldatenbank des KFV zeigt, dass sich jährlich in Österreich rund 1.500 Personen bei der privaten Waldarbeit so schwer verletzen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zum Vergleich: Im professionellen Bereich ist die Zahl mit rund 800 Verletzten pro Jahr deutlich geringer. Bei rund 40 % der Unfälle müssen die Verletzten stationär aufgenommen werden. Die Hälfte der Personen, die sich bei der privaten Waldarbeit verletzen, sind Männer ab 60 Jahre. Beinahe jeder fünfte Unfall passiert im November. Gerade im Winter und auch in der Übergangszeit zum Frühjahr tragen schlechtes Wetter und ein manchmal vereister oder rutschiger Untergrund zu erhöhtem Risiko bei Waldarbeiten bei. Dazu kommt, dass auch das Holz an solchen Tagen nass ist und damit leichter ins Rutschen kommt.
Die Aufarbeitung von Sturmschäden birgt ein besonderes Risiko – verspannte Hölzer und umkippende Wurzelkörper können bei falscher Schnittführung lebensgefährlich werden. Fehlende Schutzausrüstung ein Problem – 3 von 4 Personen verzichten auf den Schutzhelm. Besonders häufig treten bei der Waldarbeit Frakturen auf (ca. 46 Prozent). Die am häufigsten betroffenen Körperteile sind Unterschenkel, Finger und Fußgelenk/Knöchel. Eine Schutzausrüstung wird zwar auch im Rahmen von privaten Wald- und Holzarbeiten großteils getragen, allgemeiner Standard ist sie jedoch nicht. Gerade beim Tragen von Arbeitshandschuhen und Helmen ist Nachholbedarf gegeben. 4 essentielle Gebote für sicheres Arbeiten im Wald sind:
1. Nie alleine arbeiten
2. Vollständige Erste-Hilfe-Ausrüstung
3. komplette Schutzausrüstung: Schutzhelm mit Visier- und Gehörschutz, schnittfeste Hose und Sicherheitsschuhwerk.
4. Fundierte Aus- und Weiterbildung an den forstlichen Ausbildungsstätten in Österreich.
Bundesministerin Elisabeth Köstinger ruft das erhöhte Risiko ins Bewusstsein. „Waldarbeit ist kein Kinderspiel, sondern harte Arbeit. Jedes Jahr passieren zahlreiche Unfälle in unseren Wäldern. Das erhöhte Schadholzaufkommen in Österreich trägt dazu bei, dass das Holz rasch aus den Wäldern abtransportiert werden muss. Damit steigt die Intensität der Arbeit in unseren Wäldern und das somit auch das Unfallrisiko.“
Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, appelliert zum Helmtragen. „Ein Blick auf die Helmtragequote zeigt ein ernüchterndes Bild: Etwa 3 von 4 Personen verzichten beim privaten Waldarbeiten auf das Tragen eines Schutzhelmes. Hier ist ohne Zweifel noch viel bewusstseinsbildende Aufklärungsarbeit zu leisten.“
Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, plädiert dafür, sich auf die Waldarbeit mit dem Kursen an den Forstschulen vorzubereiten. „An den Forstlichen Ausbildungsstätten in Ossiach und Traunkirchen stehen über 100 verschiedene Kurse bereit, um praxis- und sicherheitsorientiert auf die gefährliche Arbeit im Wald vorzubereiten.“