Anbaurückgang soll Zuckermarkt ins Gleichgewicht bringen
Der EU-Zuckermarkt wird wieder ins Gleichgewicht kommen, davon geht die Europäische Kommission aus. Sie rechnet mit einer Verminderung des Angebots und lehnt staatliche Eingriffe weiterhin ab.
Die Zuckererzeugung werde in der EU in diesem Jahr voraussichtlich mit 18,7 Mio. t um 11% niedriger als im Vorjahr ausfallen, berichtete Miguel Garcia Navarro von der EU-Kommission diese Woche im EU-Agrarausschuss des Europaparlaments. Die EU-Bestände dürften sich zum Ende dieses Wirtschaftsjahres auf 2 Mio. t vermindern im Vergleich zu 2,7 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2017/18. Damit passten sich die Erzeuger der EU von selbst an die Marktgegebenheiten an, betonte der EU-Experte. Der Preis für Weißzucker habe deshalb im September 2018 seine Talsohle erreicht. Es gebe zudem Hinweise, dass auch im kommenden Jahr der Rübenanbau weiter zurückgehen werde.
Der Kommissionsmitarbeiter begründete seine Vermutung unter anderem mit dem niederländischen Zuckerunternehmen Suiker Unie, das seinen Rübenanbauern für 2019 einen Produktionsrückgang von 10 bis 15% empfehle. Der französische Hersteller Tereos habe seine Landwirte ersucht, die Zuckerrübenfläche 2019 um 5% einzuschränken. In Belgien sei aufgrund der Empfehlungen ein Anbaurückgang von 5 bis 15% zu erwarten und im Vereinigten Königreich von 9%, führte Garcia Navarro aus.
Die EU-Kommission prüfe zurzeit, ob sie wie Brasilien und Australien gegen die Dumpingexporte aus Indien bei der Welthandelsorganisation (WTO) vorgehen wolle. Die Hilfen für die private Einlagerung von Zucker (PLH) lehne die EU-Kommission weiterhin ab. Da ohnehin in der EU um die 2 Mio. t Zucker von Jahr zu Jahr eingelagert werden, gingen große Teile der PLH ins Leere, erklärte der Experte. Außerdem stehe die Branche selbst nicht geschlossen hinter dieser Maßnahme.
Zahlreiche Abgeordnete kritisierten im EP-Agrarausschuss die fehlenden Hilfestellungen der EU-Kommission. EU-Abgeordnete aus Italien, Portugal und Irland beklagen den Zusammenbruch der dortigen Erzeugung nach der EU-Zuckermarktreform. Französische Abgeordnete forderten Hilfen wegen der schlechten Preise. Der deutsche Abgeordnete Martin Häusling von den Grünen beklagte die Abschaffung des Quotensystems, die nicht nur den Milcherzeugern, sondern auch den Rübenanbauern große Probleme beschert habe. Der optimistischen Markteinschätzung der EU-Kommission will sich Häusling nicht anschließen.