Biobetriebe bangen um ihre Existenz
„Damit die EU-Bio-Verordnung Grundlage einer positiven Entwicklung der Bio-Landwirtschaft in Europa sein kann, muss sie praxisgerecht angewandt werden. Das hat die heutige Fachtagung deutlich gemacht und damit wertvolle Impulse für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft geliefert“, sagt BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann anlässlich der heute online abgehaltenen Fachtagung zu Tierhaltung und Weidemanagement im Bio-Landbau, unter dem Titel „Mensch und Tier im Mittelpunkt der neuen EU-Bio-Verordnung“. Es sei wesentlich, dass bei der Auslegung von gesetzlichen Vorgaben durch die EU-Bio-Verordnung die unterschiedlichen Gegebenheiten von Mitgliedsstaaten und auch innerhalb eines Landes berücksichtigt werden. Ansonsten drohe ein Rückschritt für Tier und Mensch sowie ein massiver Eingriff in die bäuerlichen Strukturen, befürchtet Grabmann.
Die heutige Fachtagung habe gezeigt, dass Biobäuerinnen und Biobauern in Österreich, die sich seit Jahrzehnten mit ganzem Herzen der Bio-Landwirtschaft verschrieben haben, durch die neuen Vorgaben teilweise mit größten Herausforderungen konfrontiert sind. Eine Online-Befragung im Rahmen der Veranstaltung hat ergeben, dass 12 Prozent der anwesenden Landwirte sich derzeit nicht im Stande sehen, die Vorgaben zu erfüllen und daher damit rechnen, aus der Bio-Landwirtschaft aussteigen zu müssen. „Das ist ein Alarmsignal, das in Politik und Verwaltung gehört werden muss. Eine solche drohende Entwicklung gilt es zu verhindern“, betont Grabmann. Die biologische Landwirtschaft biete für viele Betriebe aufgrund der höheren Wertschöpfung die einzig mögliche landwirtschaftliche Perspektive. „Es darf nicht sein, dass gesetzliche Vorgaben durch fehlende Spielräume zu unüberwindlichen bürokratischen Hürden werden, und bäuerliche Familienbetriebe dadurch letztlich um ihre Existenzen gebracht werden. Daher braucht es praxistaugliche Lösungen, die es den Höfen ermöglichen, unter den lokalen Bedingungen bestmöglich zu wirtschaften“, so Grabmann.
Im Rahmen der Fachtagung hielten insgesamt 12 ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen Vorträge zu unterschiedlichen Aspekten rund um die Umsetzung der neuen EU-Bio-Verordnung und diesbezügliche Herausforderungen. So etwa auch Dr. Andreas Steinwidder, Leiter des Bio-Instituts an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein. Er hielt in seinem Vortag fest, dass Weidehaltung in Österreich aufgrund der unterschiedlichen lokalen Voraussetzungen betriebsangepasste Lösungsansätze benötige, nicht Lösungen von der Stange. „Diese Expertensicht deckt sich mit den Bedürfnissen der Biobäuerinnen und Biobauern. Im Zentrum der Betrachtung muss stehen, was dem Tierwohl förderlich ist und wie dies betrieblich am besten umgesetzt werden kann“, so Grabmann abschließend. Am 10. Juni wird die Online-Fachtagung mit einem „EU-Forum“ unter internationaler Beteiligung fortgesetzt.