Jäger fordern bessere Maßnahmen zum Schutz von Niederwild
Die Artenvielfalt und Maßnahmen, um die Besätze an Niederwild wie Rebhuhn, Fasan oder Feldhasen und damit auch zahlreicher anderer Vogel- und Insektenarten anzuheben, standen im Mittelpunkt des gestrigen Tages der Jagd, bei dem der NÖ Jagdverband auf die seit 2007 zum Teil dramatisch sinkenden Niederwildbesätze sowie zahlreicher Singvogelarten verwies. „Rebhuhn, Fasan, Feldhase und Co. benötigen eine aktive Gestaltung ihrer Lebensräume. Als NÖ Jagdverband sehen wir es als unsere Aufgabe, dem Niederwild als Indikator für Biodiversität und für die Funktionalität des Ökosystems eine Stimme zu geben. Wir fordern daher eine breite Allianz aus Jägerschaft, Landwirtschaft und Agrarpolitik“, erklärte Landesjägermeister Josef Pröll. „Um hier Ideen, Konzepte sowie gemeinsame Maßnahmen zu erörtern und zu initiieren, laden wir im Herbst 2019 zu einem Niederwildgipfel ein. Wir müssen abgestimmt, koordiniert und überregional Maßnahmen setzen.“
Pröll fordert aber auch ein generelles, gesamtgesellschaftliches Umdenken: „Die Verbauung unserer Landschaften und damit der Wildlebensräume muss deutlich zurückgehen. Ebenso sollten wir wieder zu abwechslungsreichen und vielfältigen Landschaften mit Hecken sowie Brach- und Biodiversitätsflächen zurückkehren.“ Der NÖ Jagdverband will dazu die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft weiter ausbauen und das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU nutzen, um mehr Biodiversitäts- und Brachflächen sowie Anreizmodelle für die Landwirtschaft zu schaffen.
Die Vorgaben der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB) im Rahmen von ÖPUL 2021+ sollen etwa entsprechend geändert und einer wildtierfreundlichen Bewirtschaftung angepasst werden. „Einfache Maßnahmen können viel bewirken: Kein verpflichtendes Mähen und Häckseln und wenn, dann ab dem 1. August, von innen nach außen, mit Wildwarngeräten und ohne den Einsatz von Messerwalzen. Das wäre ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Wildtiere“, so Pröll. Im Rahmen der GAP könnte zudem wieder eine Bracheverpflichtung von mindestens 10% formuliert werden. „Nur so schaffen wir Lebensräume für Insekten und gleichzeitig die Grundlage für hohe Besätze an Niederwild“, unterstreicht Pröll. Die Leistungen der Landwirte dafür seien entsprechend abzugelten.
Der Besatzrückgang seit 2007 beläuft sich etwa beim Fasan auf ungefähr 60%. „Das Ende der Bracheverpflichtung im Rahmen der GAP hat zu einem starken Einbruch der Besatzzahlen geführt. Hier besteht also ein enger Zusammenhang, denn Brachflächen sind ein wichtiger Beitrag zur Äsung und Deckung für das Niederwild als Schutz vor Beutegreifern oder landwirtschaftlichen Maschinen“, unterstreicht Pröll. Rebhuhn und Fasan sind auf vielfältige Pflanzensamen, deren Küken auf Insekten als Nahrung angewiesen, um möglichst schnell zu wachsen. Jungfasane können dann etwa schneller aufbaumen und sind so besser vor Beutegreifern geschützt. „Hohe Verlustraten bei Jungfasanen sind unter anderem die Folge eines zu geringen Insektenvorkommens. Auch beim Feldhasen sind Brachflächen eine wichtige Deckung für Junghasen sowie Nahrungsgrundlage für die Häsinnen, um fettreiche Milch zu erzeugen. Nur so kann sie die Junghasen, die nur einmal täglich gesäugt werden, über die Runden bringen“, so Pröll.