Foto: Bauernzeitung/Anni Pichler

Brasilianische Biobauern schauen sich in OÖ um

Oberösterreich hat eine besonders starke Bio-Szene. Fast jeder fünfte Hof im Land ob der Enns wird mittlerweile nach den Richtlinien des biologischen Landbaus bewirtschaftet. Derzeit reist noch bis 27. August  eine Delegation brasilianischer Bauern quer durchs Land, um sich ein Bild zu machen.

Für die brasilianische Biobauern-Delegation hat der Leiter der Abteilung Land- und Forstwirtschaft des Landes OÖ., Hubert Huber, gemeinsam mit dem Bio-Referat der LK Oberösterreich ein umfassendes Exkursionsprogramm erstellt. 21 Biobetriebe werden besucht, die Gäste aus dem fernen Südamerika sollen so Einblicke in Gemüseproduktion, Direktvermarktung und Großhandel, aber auch Schweinezucht, solidarische Landwirtschaft, Eierproduktion, Käseerzeugung und Kräuteranbau, in Milchställe und einen Seminarhof, zudem werden eine Fleischhauerei aufgesucht, ein Kalbinnenmäster, ein Obstbauer, Fischzüchter und ein Schulmilcherzeuger. Die Landwirtschaftsschule Ritzlhof als Quartiergeber deckt den Bereich Bildung ab.

Grund der Reise sei ein erstes Umdenken auch unter den Landwirten des Agrarriesen Brasilien: „Gibt es auch Wege für eine schonende und nachhaltige Landwirtschaft?“, fragen sich die 16 Bauern aus Santa Maria in Rio Grande do Sul ganz im Süden Brasiliens, die allesamt Betriebe zwischen drei und 20 Hektar Land bewirtschaften. Bei ihnen daheim in einem der intensivsten Sojaanbaugebiete der Welt sind die sind die Äcker normalerweise mindestens zweieinhalb Mal so groß sind wie Deutschland, und steht die Ernte an, dann zieht ein Dutzend Großmähdrescher gleichzeitig über die Felder.

Anders als in Oberösterreich betreiben in der Region um Santa Marie mit 120 von insgesamt rund 6.000 Bauern gerade erst zwei Prozent der Betriebe Biolandwirtschaft. In Oberösterreich hat sich neben einer starken traditionellen Landwirtschaft die Zahl der Biobauern seit dem EU-Beitritt 1995 indes verdoppelt, bio bewirtschaften heute 4.367 bäuerliche Betriebe oder 17,8 Prozent aller Höfe mit in Summe 84.080 Hektar oder 16,7 Prozent der Agrarfläche. Hubert Huber : „Die Delegation aus Brasilien erlebt in Oberösterreich ein umfassendes und vielfältiges Bild der biologischen Landwirtschaft, sieht einen funktionierenden Markt und die Selbstständigkeit unserer Bäuerinnen und Bauern als Unternehmer.“

Agrar-Umweltprogramme, gemeinsames Marketing, Nachvollziehbarkeit und Konsumentenbewusstsein für Regionalität im Genussland Oberösterreich bringen im Biolandbau nachhaltige Erfolgszahlen und ein relativ stabiles Preisniveau, betont auch OÖ. Agrarlandesrat Max Hiegelsberger: „Das Angebot muss sich mit der Nachfrage decken.“  Besonders gefragt sind Milch, Rindfleisch, Schaf- und Ziegenprodukte, Schweinefleisch, Geflügel und Eier sowie Gemüse und Speisegetreide aus biologischer Landwirtschaft.

Oberösterreichs Bio-Hochburg ist übrigens weiterhin das Mühlviertel, wo die Hälfte der Biobetriebe zu finden ist.

Gerne hätten die Brasilianer auch andere Biobetriebe in Österreich besichtigt, um sich mit ihren Berufskollegen – übrigens auch in deutscher Sprache, einige sind Nachfahren deutscher Auswanderer – auszutauschen. Ihre offiziellen Anfragen an andere Bundesländer sowie an das Landwirtschaftsministerium in Wien blieben allerdings – anders als ihr Mail an Linz – bis heute unbeantwortet.