Warndienst umfasst auch Feuerbrand und Schorf
Seit dem Frühjahr 2015 wird von den heimischen Landwirtschaftskammern in Kooperation mit der AGES ein Warndienst für Schaderreger in den Bereichen Acker-, Gemüse-, Obst- und Weinbau bundesweit über die LK Österreich und das LFI angeboten. Im vergangenen Jahr wurde dieses Serviceangebot auch im Obstbereich erweitert. Unter obstwarndienst.lko.at stehen neben wichtigen Pflanzenschutz-Informationen für Obstbauern auch Berechnungsmodelle zum Auftreten von Schaderregern, Pflanzenschutzmittellisten und Wetterdaten frei zur Verfügung.
„Zentrales Element der neuen Warndienst-Seite sind die Prognosemodelle für Schorf und Feuerbrand. Mithilfe von Wetterdaten vorwiegend von Adcon und der ZAMG wird österreichweit für 147 Standorte das Infektionsrisiko für diese beiden Schaderreger auf einer interaktiven Karte und in einer Tabelle farblich dargestellt. Durch Auswahl einer Station auf der Karte beziehungsweise in der Tabelle lassen sich weitere Detailinformationen wie Infektionsverlauf oder Niederschlagssummen mit detaillierten Grafiken anzeigen“, erläutert Michael Karlinger, Obstbauberater der LK Steiermark in der aktuellen Ausgabe von „Besseres Obst“. Durch Vorhersagedaten der ZAMG ist es möglich, mit den Modellen mehrere Tage in die Zukunft zu rechnen. Die doppelte Datengrundlage (Stationsdaten und ZAMG) stellt sicher, dass bei Ausfall von Sensoren dennoch eine zuverlässige Prognose möglich ist.
Die Berechnung des Infektionsrisikos für Schorf erfolgt auf Basis der Millstabelle. Nach Niederschlagsereignissen wird in Abhängigkeit von der Temperatur und der Blattnässedauer für jeden Stationspunkt die Stärke der Infektion (leicht, mittel, schwer) berechnet. „Um mögliche Schorfinfektionen richtig zu beurteilen, ist es wichtig, die Wetterdaten mit den eigenen Beobachtungen kritisch zu vergleichen. Gerade bei Niederschlagsereignissen und der Blattnässe können kleinräumige Unterschiede auftreten. Auch die Sortenempfindlichkeit und ein bestehender Infektionsdruck sind für die Gefährdung der Anlage zu berücksichtigen“, so Karlinger.
Das Risiko für Blüteninfektionen mit Feuerbrand wird mithilfe des Modells Maryblyt, modifiziert nach Moltmann, angegeben. Abhängig von den Faktoren offene Blüte, Feuchtigkeit, Tagesdurchschnittstemperatur und Temperatursumme (CDH 18) wird das Infektionsrisiko dargestellt.
In einem neu gestalteten Menüpunkt werden ab April 2018 wichtige Wetterdaten der verfügbaren Stationen gesammelt dargestellt. Bisher war ein Teil dieser Daten über die Schorf- und Feuerbrandprognose abrufbar. Die tabellarische und grafische Darstellung des Temperaturverlaufs, der Feuchtkugeltemperatur und des Taupunkts soll einen ersten Anhaltspunkt zur Abschätzung des Frostrisikos bieten und die Planung von Frostschutzmaßnahmen erleichtern. Ähnlich wie bei der Schorfprognose ist es bei der Beurteilung des Frostrisikos entscheidend, die Daten relativ zur eigenen Lage und zu eigenen Messungen kritisch zu beurteilen.