Foto: ÖÖ.Bauernbund

Glyphosat: Bauernbunddirektorin Sauer kontert Spar-Chef

Eine Agrarpolitikern, die sich etwas traut: In einem offenen Brief an Spar-Chef Gerhard Drexel fordert die Direktorin des OÖ. Bauernbundes, Maria Sauer, diesen auf, die von Österreichs Bauern verlangte Glyphosat-freie Produktion von allen, auch ausländischen Spar-Lieferanten einzufordern.

Keine 24 Stunden nach der in Brüssel gefallenen Entscheidung, den Einsatz von Glyphosat in der EU weitere fünf Jahre zu erlauben, preschte der Vorstandsvorsitzende von Spar Österreich, Gerhard Drexel, mit der Forderung eines nationalen Glyphosat-Verbotes vor.

Österreichs größte Molkerei Berglandmilch folgte prompt mit einer klaren Absage an Glyphosat. Den mehr als 11.000 Milchlieferanten wurde diese Woche untersagt, auf ihren Futterwiesen und Feldern den umstrittenen Wirkstoff einzusetzen. Auch bei der Kärntner Milch wird bereits über ein Glyphosat-Verbot für Milchlieferanten nachgedacht.

Einen Tag später scherte Kärntens ÖVP-Agrarlandesrat Christian Benger aus der bisher geschlossenen Reihe der Landesagrarreferenten aus. Er will – dem Vernehmen nach ohne Zustimmung etwa der Landwirtschaftskammer, aber mit Zustimmung von SPÖ, FPÖ und Grünen – ein Verbot von Glyphosat am Acker für Österreichs südlichstes Bundesland durchsetzen.

Derweil rumort es in den Ackerbauregionen im Osten und Norden Österreichs gewaltig. Denn anders als in den Grünland- und Berggebieten in Westösterreich wären die Getreidebauern von Oberösterreich bis ins Burgenland von einem nationalen Verbot von Glyphosat am stärksten betroffen. Das Pflanzenschutzmittel wird im Agrarbereich überwiegend zur Bekämpfung von Unkraut vor der Saat von Getreide oder Hackfrüchten eingesetzt, kaum jedoch für Grünfutterflächen. Glyphosat-Rückstände könnten sich bei unsachgemäßer Anwendung der Agrarchemikalie aber auch im Futtergetreide für Milchkühe wiederfinden.

In den Büros der Agrarlandesräte, aber auch des Bauernbundes, laufen mittlerweile die Telefone heiß. Erboste Landwirte, vor allem aber verunsicherte Funktionäre beklagen vor allem das Auseinanderdividieren der Bauernschaft.

Die streitbare Direktorin des OÖ. Bauernbundes, Maria Sauer, hat nun einen offenen Brief an die Medien gesendet, in dem sie Handelsketten-Boss Drexel scharf kritisiert. Nachfolgend ein Auszug:

„Sehr geehrter Herr Doktor Drexel! Sie führen ein Handelsunternehmen, welches beinahe weltweit Filialen hat (…). Verwunderlich ist daher, dass Sie in diesem Zusammenhang gegen jegliche Handelsabkommen auftreten (…). Nun heften Sie sich die Rettung der Konsumentinnen und Konsumenten vor Pflanzenschutzmittel auf Ihre Fahnen (…). Sie fordern von den österreichischen Bäuerinnen und Bauern, gänzlich auf Glyphosat zu verzichten (…), obwohl es mehrfach (…) wissenschaftlich belegt ist, dass es bei einer sachkundigen Anwendung zu keiner Gesundheitsgefährdung kommt (…). Sie fordern von den österreichischen Produzenten noch höhere Produktionsstandards, als die gesetzlich erlaubten, erwähnen aber mit keinem Wort die höheren Produktionskosten für die Bauern. (…). Daher verlange ich, dass Sie das von ALLEN Produzenten einfordern, die an Spar liefern. (…). Dasselbe verlange ich noch gleich beim Tierwohl. Dann dürfen bei Spar nur mehr solche Produkte – auch weiterverarbeitete – gelistet sein, die mindestens die österreichischen Tierwohlstandards hinterlegt haben, egal woher Sie diese importieren. (…). Ich bin sehr gespannt auf die künftige Sortimentsstrategie von Spar und die Kennzeichnung der Produktionsmethoden.“

Und zum Schutz der Spar-Kunden vor angeblich krebserregenden Produkten merkte Maria Sauer am Ende noch süß-sauer an: „Ach ja: und verkaufen Sie bei Spar nicht auch Zigaretten?

BERNHARD WEBER