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Gemeinsam auf Spurensuche

Vor zwei Jahren starben im Winter mehr als ein Viertel aller heimischen Bienenvölker. Bienenforscher und Imker erforschen nun die Ursachen für Winterverluste von Bienenvölkern.

Vorweg Das auf drei Jahre angelegte Projekt „Zukunft Biene“ beleuchtet sowohl mit angewandter Forschung als auch mit der Hilfe von Grundlagenforschung die Ursachen von Völker- und Bienenverlusten in Österreich, um Strategien zur Vermeidung solcher Verluste zu erarbeiten.

Finanziert wird das von Universitätsprofessor Karl Crailsheim geleitete 2,5 Millionen Euro-Projekt aus Mitteln des Landwirtschaftsministeriums, der Bundesländer, des Imkerdachverbandes „Biene Österreich“, der AGES und der Universität Graz. In den acht Modulen werden unter anderem der Einfluss der Bienengesundheit, des Klimas, der Futterpflanzendiversität und der Art der Landnutzung auf Völker- und Bienenverluste untersucht.

Eines der Projektmodule ist die hier vorgestellte „Beobachtungsstudie“. Vorweg: Diese Beobachtungsstudie der Bienenforscher der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, AGES, und 193 Imkern in ganz Österreich ist Teil des Projekts „Zukunft Biene“. Als mögliche Ursachen für Winterverluste bei Bienen werden Krankheitserreger und Bienenschädlinge, aber auch die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln und Klimaänderungen vermutet. Letztere haben auch einen Einfluss auf die Brutfreiheit der Bienenvölker im Winter. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Varroabekämpfung.

Wenn ein Imker im Frühjahr zum Bienenstand kommt und feststellt, dass ein Großteil seiner Bienenvölker über den Winter abgestorben ist, ist die Verzweiflung groß. Ganz schlimm war es im Winter 2014/15, als 28 Prozent aller österreichischen Bienenvölker gestorben sind. Ohne genaue Aufzeichnungen des Imkers und ohne geeignetes Probenmaterial von Bienen und Bienenbrot für eine Analyse ist eine fundierte Aussage über die Ursachen des betreffenden Winterverlustes unmöglich.


Winterverluste Bienen 2015/16

Mit der „Beobachtungsstudie“ hat die AGES einen neuen Weg gewählt, die Ursachen für Winterverluste zu erforschen.

Bei drei über das Jahr verteilten Besuchen im Sommer und Herbst 2015 sowie im Frühling 2016 wurden der Gesundheitszustand und der Schädlingsbefall von mehr als 2.000 Bienenvölkern erhoben und die Winterverluste aufgenommen. Dabei wurden die Brutwaben einzeln aus den Bienenvölkern genommen und auf Krankheitssymptome von Bienen und Brut kontrolliert.

Konnte eine vermutete Krankheit vor Ort nicht zweifelsfrei identifiziert werden, wurden Verdachtsproben genommen und diese in einem weiteren Schritt im AGES-Labor auf mögliche Krankheiten analysiert. Bei einem Teil der Völker wurde auch überprüft, wie hoch der Befall durch die Varroamilbe, einem schädlichen, aus Asien eingeschleppten Bienenparasiten, ist.

Aus maximal zehn Völkern pro Stand wurden Bienen- und Bienenbrotproben als Untersuchungsmaterial gesammelt. Aktuell werden per Zufallsgenerator ausgewählte Bienenproben auf Bienenkrankheiten wie Nosemabefall oder Bienenviren und das Bienenbrot auf Pestizidrückstände untersucht, um auf die Ursachen der Winterverluste schließen zu können.

Am Ende der für alle Beteiligten sehr arbeits- und zeitaufwendigen Beobachtungsstudie sollen aus den gewonnenen Daten und Ergebnissen konkrete Empfehlungen und Maßnahmen für den Imkereisektor abgeleitet werden, um künftig katastrophale Winterverluste zu vermeiden, die Eigenversorgung mit österreichischem Honig zu erhöhen und nicht zuletzt die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen durch Honigbienen zu sichern.

LINDE MORAWETZ, RUDOLF MOOSBECKHOFER

Dr. Linde Morawetz und Dr. Rudolf Moosbeckhofer sind Mitarbeiter der AGES, Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz.