Greenpeace fordert Wende in der Agrarpolitik
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace übergab gemeinsam mit mehr als 130 europäischen Organisationen eine Stellungnahme zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik an die Ministerinnen und Minister für Landwirtschaft der 28 EU-Staaten. Darin fordert das breite Bündnis eine europäische Landwirtschaftspolitik, die Artenvielfalt und Umwelt schützt, Bäuerinnen und Bauern ein faires Einkommen garantiert, gesunde und umweltfreundliche Lebensmittel produziert und den Tierschutz vorantreibt. Anlass für die Stellungnahme ist, dass die Minister erstmals über die anstehende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU beraten. Österreich wird von Bundesminister Andrä Rupprechter vertreten. Greenpeace fordert Minister Rupprechter auf, sich in Brüssel mit aller Kraft für eine umweltfreundliche und faire Landwirtschaftspolitik einzusetzen.
„Wie Lebensmittel produziert werden, geht uns alle an. Sehr viele Menschen wünschen sich gesunde und leistbare Nahrungsmittel, die hergestellt werden, ohne, dass dabei unsere Umwelt zerstört, die Artenvielfalt bedroht oder Tiere gequält werden“, sagt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. „Gleichzeitig müssen die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, ein faires Einkommen erhalten. Hier ist die Politik gefragt, denn die derzeitige Landwirtschaftspolitik ist ineffizient und ungerecht.“ Steuergeld werde derzeit nach dem Gießkannenprinzip verteilt: Wer die größten Flächen habe, bekommt meist die höchsten Fördersummen. Theissing-Matei: „Kleinere Betriebe stehen durch das derzeitige Modell zusätzlich unter Druck. Wer nicht stetig weiter intensiviert und industrialisiert, kommt unter die Räder.“
Wie weit verbreitet der Wunsch nach einer grundlegenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ist, zeige sich darin, dass sehr viele unterschiedliche Organisationen die Stellungnahme an die Minister unterstützen. Unterzeichnet sei sie bisher von mehr als 130 Organisationen aus 25 Ländern worden, darunter bäuerliche Organisationen genauso wie Umweltschutz-, Tierschutz- und Gesundheitsorganisationen oder Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit sowie für Konsumentenschutz. Bis Anfang Mai haben weitere Organisationen noch die Möglichkeit, sich der Stellungnahme anzuschließen.
Innovative Bäuerinnen und Bauern in ganz Europa würden bereits vorzeigen, wie ohne giftige Chemikalien, synthetischen Dünger oder Futtermittel aus Übersee umweltfreundlich gewirtschaftet werden könne. „Das sind die Betriebe der Zukunft, die im Mittelpunkt der Gemeinsamen Agrarpolitik stehen müssen“, so Theissing-Matei. „Wir brauchen ein Fördersystem, das die grünsten Betriebe belohnt, nicht die größten. Minister Rupprechter muss für eine ambitionierte Reform im Agrarbereich eintreten – im Sinne von Mensch, Tier und Umwelt.“