„Nutella-Diskussion“: Palmöl bereits zweitwichtigstes Pflanzenöl
„In diversen Pressemeldungen wurde zuletzt erneut auf die Problematik des steigenden Palmölkonsums hingewiesen. Der zweifelhafte Ruf von Palmöl besteht durchaus zu Recht, denn es kommt aus einer Plantagenwirtschaft, für die tropischer Regenwald weichen musste. Diese ökologisch hochsensiblen Gebiete mit einer unermesslichen Vielfalt an pflanzlicher und tierischer Biodiversität weichen zu Lasten von Ölplantagen, die alles andere als nachhaltig sind“, fasst der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, Franz Reisecker, die Problematik zusammen.
Palmöl ist das meistverwendete Pflanzenöl – der aktuelle Verbrauch weltweit beträgt 65 Mio. t/Jahr. Allein in den letzten zehn Jahren wurde die Produktion um 50% ausgeweitet. Die Lebensmittelindustrie verwendet Palmöl gerne, weil es leicht zu verarbeiten ist und kostengünstig hergestellt werden kann. Durch einen hohen Rauchpunkt weist das Fett eine hohe Hitze- und Oxidationsstabilität auf. Palmöl hat auch bei Zimmertemperatur eine vorteilhafte Konsistenz und ist damit vielseitig einsetzbar. Es wird nicht nur im Nahrungsmittelbereich eingesetzt, sondern auch in der Kosmetik, in Waschmitteln, für Kerzen oder in der Biodieselerzeugung.
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gehört das Palmfett mit rund 50% gesättigten Fettsäuren nicht zu den empfehlenswerten Fetten, da die Menschen hierzulande in ihrer täglichen Ernährung genug oder zu viel von diesen zu sich nehmen. Im Vergleich dazu hat etwa Rapsöl ein sehr viel ausgewogeneres Verhältnis zwischen den verschiedenen Fettsäuren und enthält nur 7% gesättigte Fettsäuren.
Seit Dezember 2014 müssen auf Grundlage einer EU-Verordnung auch Pflanzenfette auf Lebensmitteln detaillierter ausgewiesen werden. Es reicht nicht mehr die schlichte Angabe „Pflanzenfett“, sondern auch die botanische und pflanzliche Herkunft wird angegeben. Für die Konsumenten ist ersichtlich, ob es sich um Palmöl, Sojaöl oder Kokosfett handelt. Die Verordnung macht die zunehmende Verwendung von Palmöl deutlich, die mit der Abholzung des Regenwaldes in Verbindung steht.
Die Ölpalme ist eine typische tropische Pflanze. 85% der weltweiten Palmölplantagen stehen in Indonesien und Malaysia. Beide Länder haben in den letzten Jahren die Produktion massiv ausgeweitet und gedenken, dies weiterhin zu tun. Der überwiegende Teil der weltweiten Palmölexporte wird von diesen beiden Ländern realisiert.
Die so genannte „Nutella-Diskussion“ brachte es kürzlich zutage, dass auch in der EU sehr viel Palmöl verbraucht wird. Zuletzt war Palmöl mit 7,2 Mio. t das am zweitmeisten konsumierte pflanzliche Öl in der EU. Lediglich Rapsöl – die klassische Ölfrucht der gemäßigten Regionen und bei uns heimisch – liegt mit 9,5 Mio. t Verbrauch vor Palmöl.
Die Diskussionen um Palmöl – vor allem die ökologischen und sozialen Probleme rund um die Erzeugung – sind nicht neu. Das von der Umweltorganisation WWF initiierte Nachhaltigkeitszertifikat RSPO (Round Table of Sustainable Palm Oil) enthält Ziele, die bis dato nicht annähernd realisiert wurden. Dazu zählen die rechtmäßige Nutzung von Anbauflächen, das Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Tragfähigkeit sowie die Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen, zum Beispiel die Wahrung der Bodenfruchtbarkeit und Erosionsvermeidung. Ein weiteres unerreichtes Ziel ist die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität.
„Das größte Problem am Palmöl ist dessen Herkunft und Herstellung. Der Palmöl-Anbau vernichtet zunehmend Lebensraum. Fette, die in Österreich erzeugt werden, gibt es nicht nur aus tierischer Herkunft, sondern auch aus einer Vielfalt von pflanzlichen Ölen. Wir treten als Landwirtschaftskammer OÖ generell dafür ein, dass für die Lebensmittelerzeugung verstärkt auf tierische Fette und pflanzliche Öle aus Österreich zurückgegriffen wird. Die Produktionsstandards sind hierzulande transparent. Transportwege können minimiert werden und der Anteil an regionalen Rohstoffen in den Lebensmitteln wird erhöht“, betont Reisecker.