Foto: Nimmervoll

Autonom von der Wiese auf den Futtertisch

Eingrasen ist eine die Tiergesundheit fördernde Art der Grünfutterversorgung während der Vegetationszeit. Bei den Future Farm Days von Lely sah STEFAN NIMMERVOLL die moderne Version davon.

Oftmals wird die uralte Form der Bewirtschaftung auf kleinen Höfen betrieben. Der Rindertechnik-Spezialist Lely macht das Eingrasen nun aber auch für Großbetriebe zugänglich: Der autonome Selbstfahrer Exos sammelt Gras auf den Wiesen und bringt es autonom in den Stall. 1.000 Kilo pro Ausfahrt sind es zum Beispiel bei Petra und Robin van Wezel in Krabbendijke, nahe der Nordsee. Auf 265 Arbeitstage bringt es der GPS-gesteuerte Roboter, der gleichzeitig flüssigen Dünger ausbringt und damit eine Umtriebszeit von zweieinhalb bis drei Wochen ermöglicht. Gemäht wird mit Doppelmesserbalken, eine Mindestfläche von 35 Hektar und um den Stall ist vonnöten. Dort bewegt sich der Exos selbstständig dank Ultraschall und automatischer Wegmessung. Auch zur Ladestation fährt der batteriebetriebene Roboter selbstständig. „Frisches Gras enthält um zehn bis 20 Prozent höhere Nährwerte als Silage und spart zugekaufte Futterkomponenten“, weiß man bei Lely. Aktuell sind in den Niederlanden 25 derartige Roboter unterwegs. Als Ziel hat man sich gesetzt bis Ende 2026 50 Stück auf den (autonomen) Weg zu schicken.

Die van Wezel-Farm in der Provinz Zeeland ist aber auch Lely-Versuchsbetrieb für andere Neuerungen. So testet man hier Astronaut Max, den, laut Firmenaussage, neuen Standard für autonomisches Melken in großen Herden. Mit 350 Kühen ist der Betrieb zwar eigentlich zu klein dafür (optimal sind 8 bis 18 Melkroboter), dank seines Engagements aber ein wichtiger Ideengeber. Die einzelnen Roboter sind dabei mit einer Hauptversorgungseinheit verbunden, die Vakuum, Druckluft, Reinigung und Milchtransport steuert. Das garantiert Arbeitseffektivität und Ausfallsicherheit. Ist eine Pumpe defekt, übernimmt, ähnlich wie in einem Industrebetrieb, die Reserveeinheit. Wird ein Apparat gereinigt, bereitet sich der nächste bereits darauf vor, um Zeit zu sparen.

Neu ist auch das Lely Hub, das Datensicherheit gewährleistet. Diese sind der Schatz der Betriebe, aber von Stromausfällen, Hardwaredefekten und Cyberangriffen bedroht. Als Backup für das Betriebsmanagementsystem Horizon könnten Landwirte in Zukunft eine externe Einheit mitlaufen lassen, die die Daten der Roboter absaugt und sicher abspeichert. Eine Batterie sorgt dabei für Notstromversorgung. „Wir bieten damit ein Schutzschild zwischen den Robotern und den Verbindungen nach außen, wie dem Computer oder dem Mobiltelefon.“, hieß es bei den Future Farm Days. Da es für das Hub keinen Bildschirm gibt, kann der Benutzer dort nicht herumfuhrwerken und zum Beispiel Schadviren herunterladen.

Noch nicht bei van Wezel, aber bald schon im Portfolio von Lely, gibt es den neuen Melkroboter Astronaut A5 Next, eine Weiterentwicklung der aktuellen Version. Zuallererst wurde dabei das Betriebssystem erneuert. In Holland argumentiert man mit mehr Benutzerfreundlichkeit, etwa durch die Möglichkeit einer Fernwartung. Letztlich spart die Möglichkeit, direkt vom Center aus Fehler zu erkennen, aber auch Zeit und Wege für die Servicetechniker. Mit einem Kamerasystem und Laser erkennt die neu konfigurierte Melkarmsteuerung das Euter noch besser und verhindert Fehler beim Ansetzen. Dank KI wird auch der richtige Zitzengummi für die Herde vorgeschlagen, ohne das umständlich vermessen werden muss. Zuletzt wurde auch ein Permanentfilter aus Metall mit automatischer Selbstreinigung entwickelt, der das mühsame Tauschen von Milchfiltern überflüssig macht. In Zukunft sollen auch bestehende A5-Roboter mit diesen Komponenten nachgerüstet werden können.

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