Foto: Trockensteinmauern Ö.

Trockensteinmauern ist Kulturerbe

 

Das Wissen und die Technik um die Kunst des Trockensteinmauerns wurde in die internationale Liste der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit aufgenommen, so die formelle Bezeichnung für die offizielle Anerkennung. Das Komitee zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes besteht aus 24 gewählten Mitgliedsstaaten der 183 UNESCO-Nationen und stimmte am 5. Dezember bei ihrer Sitzung in Paraguay für die weltweite Anerkennung des Trockensteinmauerns als immaterielles Kulturerbe.

„Immaterielles Kulturerbe muss nicht nur Tradition haben, sondern vor allem lebendig angewandt sein, um überhaupt eingereicht werden zu können“, weiß Rainer Vogler von der Trockensteinmauernschule Österreich, der beim Antrag intensiv mitarbeitete. „Mit exakt 3.497 Teilnehmern in unseren Kursen in den letzten 20 Jahren, mehreren hundert Kindern bei unseren Schulworkshops und unzähligen Besuchern bei Ausstellungen und Vorträgen ist das in Österreich wohl gelungen“, freuen sich Vogler und sein Kollege Helmut Schieder. Lebendig sehen sie das Trockensteinmauern nicht nur auf ästhetischer oder landschaftlicher Ebene, sondern auch wegen der mittlerweile wirtschaftlichen Bedeutung. Vogler schätzt die Wirtschaftsleistung mit Trockensteinmauerprojekten in 20 Jahren auf mindestens 150 Mio. € und auf mehr als 10.000 Projekte im Garten- und Landschaftsbau.

Österreich war maßgeblich an dem sehr aufwändigen Antrag beteiligt, der im März 2023 von dreizehn Nationen bei der UNESCO eingebracht wurde. Mit ihrer positiven Entscheidung würdigt die UNESCO sowohl den weltweiten historischen Wert als auch die heutige Bedeutung des Trockensteinmauerns. „Die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit belebt die Verwendung und Verbreitung des Trockensteinmauerns noch stärker, fördert die Erhaltung der alten Handwerkskunst und trägt wesentlich einem zukunftsträchtigen Bauen bei“, ist Helmut Schieder überzeugt. „Schließlich ist das Trockensteinmauern die älteste, dauerhafteste, ökologischste, nachhaltigste, im Geländebau langlebigste und langfristig wirtschaftlichste Baukunst. In modernen Worten würde ich sagen, Trockensteinmauern bedeutet 100% Naturmaterial, low-energy und zero-waste-Bauen und 100% recycling – auch noch nach Jahrhunderten“.

Die 15 Trainer der Trockensteinmauernschule haben als eindeutiges Ziel die Verbreitung des Handwerks, sowohl im Garten- und Landschaftsbau, im kommunalen Bereich, im Bausektor oder bei Kindern. „Ich wünsche mir, dass Kinder sich von klein auf mit Trockensteinmauern befassen, dass es im Baugewerbe und in dessen Ausbildungen wieder stärker Einzug hält, und dass noch mehr Menschen den Naturstein als ihren Baustoff entdecken“, fasst Vogler zusammen, was er und seine Mitstreiter sich von der UNESCO-Anerkennung erwarten. „Damit das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit der Zukunft der Menschheit dient.“