15. Oktober – Welttag der Landfrauen
Wenn am 15. Oktober weltweit die Frauen in den ländlichen Gebieten in den Fokus rücken, hat das gute Gründe. Frauen machen einen erheblichen Teil der in der Landwirtschaft tätigen Personen aus, leisten unverzichtbare Beiträge zur bäuerlichen Produktion und sind ein Erfolgsfaktor für den Betrieb und die Regionen. Die Nähe zum Welternährungstag (16.10.) zeigt den Bezug ihrer Arbeit zur Nahrungsversorgung der Weltbevölkerung auf. Und doch sind Bäuerinnen weiterhin unterrepräsentiert. Auch wenn sie sich emanzipiert haben und heute vielfach für Innovation und Unternehmertum stehen, so brauchen sie weiterhin jede Unterstützung, um ihrer Stimme Kraft zu geben und Entscheidungsmacht zu erlangen.
In Österreich werden laut dem neuesten Grünen Bericht 34.100 Betriebe von Frauen geführt – also rund ein Drittel. Bei weiteren 12% der Betriebe (12.300) handelt es sich um Ehegemeinschaften. „Frauen sind auf unseren Höfen durch ihre vielfältigen Tätigkeiten einer signifikanten Mehrbelastung ausgesetzt, aber oftmals trotzdem nicht gleichgestellt. Sie brauchen oftmals Rückhalt und Unterstützung dabei, eine starke Stimme zu finden und ihre Ideen und Vorstellung für ihren Berufs- und ihren Lebensort in den entsprechenden Gremien umsetzen zu können“, betont Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger, die darin eine wesentliche Aufgabe der Bäuerinnenorganisation sieht.
Welche neuen Impulse die Bäuerinnen für ihr Engagement am Betrieb und für den ländlichen Raum insgesamt brauchen, davon haben sie selbst ganz konkrete Vorstellungen, wie eine Umfrage der Bäuerinnenorganisation unter ihren Mitgliedern zeigt. Die größten Herausforderungen sind demnach die steigenden Betriebsmittelkosten bei volatilen Preisen für ihre Erzeugnisse. Außerdem wird es als herausfordernd eingeschätzt, den bürokratischen Mehraufwand zu stemmen und die landwirtschaftliche Produktion selbstbestimmt fortführen zu können. „Den Schlüssel zur Lösung dieser Aufgaben sehen die Bäuerinnen zurecht in Innovation und Anpassung durch Weiterbildung in der Urproduktion (47%) und der Diversifizierung (49%). Diese wird überwiegend von der Bäuerin initiiert und betreut. Aber auch in rechtlichen und steuerlichen Fragen (58%) sowie im Umgang mit kritischen Fragen der Konsumenten (49%) werden Lösungsansätze gesehen“, so Neumann-Hartberger.
Daneben besteht großes Interesse an Weiterbildungsmöglichkeiten (54%) sowie an Beratungsangeboten zur eigenen Absicherung (58%). “Wir unterstützen die Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit der Bäuerinnen z.B. mit unserer Rechts-Broschüre für die Frau in der Landwirtschaft und werden unser Angebot in diese Richtung weiter ausbauen. Ein Augenmerk liegt dabei darauf, die Frauen zu motivieren, die relevanten Fragen zu stellen, damit sie zu ihrem Recht kommen“, so die oberste Interessenvertreterin der Bäuerinnen.
Ein besonderes Anliegen ist Neumann-Hartberger die finanzielle Absicherung ihrer Berufskolleginnen im Alter. Denn Landwirtinnen erhalten im Schnitt nur 829,- Euro Pension (Stand Okt. 2022 Statistik Austria), ein Wert, der zu den niedrigsten in Österreich zählt. “Können wir es wirklich verantworten, Frauen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet, Care- und Pflegearbeit geleistet und den Betrieb geführt bzw. mitgetragen haben, mit einer so niedrigen Pension abzuspeisen und damit in die Altersarmut zu schicken?“, gibt die Bundesbäuerin zu bedenken.