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Weidegänse: Weniger Ware aus dem Ausland

Was 1992 mit einem Landwirt und 100 Tieren in der Region „Mühlviertler Alm“ als Versuch begann, blickt heute auf eine 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück – die Weideganshaltung in Oberösterreich wird aktuell auf 120 Betrieben mit rund 20.000 Tieren praktiziert. „Regionalität war von Anfang an ein wichtiges Element. Das Ziel, den Eigenversorgungsgrad im Inland zu steigern, wird weiter kontinuierlich verfolgt. 1995 lag dieser bei 7%, mittlerweile sind es 20%“, erläutert Franz Reisecker, der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Zwischenzeitlich wurde das Projekt auf andere Bundesländer ausgedehnt und so vermarkten 250 Mitglieder österreichweit jährlich rund 42.000 Gänse.

Die oberösterreichischen Gänsebauern gehen recht positiv gestimmt in die Saison 2017. Auch wenn in den vergangenen Jahren die Inlandsproduktion kontinuierlich erhöht wurde, kommt die überwiegende Menge der in Österreich verzehrten Gänse nach wie vor aus Ungarn und Polen. Der Preis- und Mengendruck aus Osteuropa könnte heuer aber gemildert werden. Das rührt daher, dass aufgrund der Vogelgrippe im Winter 2016/17 Ausfälle bei den Bruteier-Erzeugern zu einem knappen Gössel-Angebot im Frühjahr geführt hat. Bei ungarischen Gänsen ist daher mit einem Preisaufschlag von 25% zu rechnen. Oberösterreichische Gänsehalter halten eigene Elterntiere zur Bruteier-Gewinnung und hatten daher auch ausreichend Küken.

Das im Frühjahr knappe Angebot an Gösseln (Gänseküken), bedingt durch Ausfälle bei den Bruteier-Erzeugern nach der im Winter 2016/17 grassierenden Vogelgrippe, könnte den Preis- und Mengendruck aus Osteuropa mildern. „Sorgen müssen sich die österreichischen Weidegansbetriebe dennoch nicht machen, da die heimischen Konsumenten die Qualität der regionalen Weidegans zu schätzen wissen. Weidehaltung, regionale Erzeugung und Frische beim Verkauf wird mit deutlich höheren Preisen honoriert“, betont Reisecker.

Frische, konventionelle Weidegänse kosten ab Hof im Durchschnitt 11 bis 12 Euro/kg, für Bioqualität werden 13 bis 15 Euro/kg verlangt.

Gänse werden in Österreich besonders tiergerecht auf der Weide gehalten, wachsen nur langsam heran und werden erst mit etwa 20 Wochen geschlachtet. Dann haben sie ein geschmackvolles und zartes Fleisch. „Die Qualität zeigt sich auch in der Küche. Nach dem braten bleibt mehr Fleisch in der Pfanne als bei der Schnellmastgans. Somit ist auch der etwas höhere Preis für das heimische Produkt gerechtfertigt“, ist Reisecker überzeugt. Importierte Tiere stehen dagegen in intensiver Maismast und werden bereits mit etwa zwölf Wochen geschlachtet.

Nach einigen Jahren der Stagnation legte die Inlandsproduktion in den letzten zwei Jahren kräftig zu – in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde sie auf aktuell 120.000 Tiere verdreifacht. Auch in nächster Zeit wird mit der Aufstockung der Bestände gerechnet. Der gesamte Inlandsverbrauch liegt bei ungefähr 600.000 Gänsen beziehungsweise 2.200 t. Da Weidegänse fast ausschließlich direkt an die Konsumenten und die Gastronomie abgegeben werden, entwickelt sich dieser Produktionszweig langsam, aber sehr marktorientiert.

Die Gans findet sich vor allem rund um Martini und zu Weihnachten auf den Tellern. Mit einem Pro-Kopf-Verzehr von rund 0,2 kg essen die Österreicher im Schnitt einmal pro Jahr ein Gänsegericht.