Im Fokus

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Foto: Archiv

Fischotter-Entnahmen notwendig

Der einen Freud, der anderen aber großes Leid. Geschützte Arten wie Biber und Fischotter vermehren sich in Niederösterreich wieder. Das ist zwar eindeutig eine Auszeichnung für unsere sauberen Gewässer und damit besonders auch für die Bäuerinnen und Bauern, die Jägerinnen und Jäger und die Fischerinnen und Fischer. Denn in erster Linie sind sie es, die sich täglich um unsere Kulturlandschaft bemühen, diese pflegen und die Wildtiere hegen. Und sie merken als erste, wenn das ökologische Gleichgewicht aus dem Lot gerät. Speziell bei Biber und Fischotter ist dies mittlerweile so. Ohne natürlichen Fressfeind steigen ihre Populationszahlen beständig an. Namhafte Experten sprechen aktuell von bis zu 800 Ottern und gar 4.000 Bibern im Land. Sogar die Europäische Kommission hat bestätigt, dass für beide Arten in Niederösterreich ein „günstiger Erhaltungszustand“ gegeben ist. Mittlerweile ist ihr Bestand so groß, dass die Schäden durch diese überhandnehmen, weshalb eingegriffen werden muss.
Beim Biber machen wir das schon länger: Wo Hochwasserdämme durchlöchert sind, angenagte Bäume zur öffentlichen Gefährdung werden und auch mühsam errichtete Fischaufstiegshilfen beschädigt werden, werden die Biberbauten entfernt und die Tiere mittels Falle oder Direktabschuss entnommen. Wo Hochwasserschutzanlagen oder Infrastruktur gefährdet werden, müssen solche Schäden hintangehalten werden. Der Schutz des Menschen muss schließlich stets an erster Stelle stehen.
Auch beim Fischotter ist der Druck soweit angestiegen, dass gehandelt werden muss. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist das Waldviertel, wo nicht nur die Teichwirte unter den Ottern leiden, sondern auch andere Tierarten, wie die ebenso schützenswerten Bachforellen oder die Flussperlmuschel durch die kleinen Räumer gefährdet sind. Längst haben sie der Teichwirtschaft enorm große wirtschaftliche Schäden zugefügt, die jährlich in die Hunderttausende Euro gehen.
Daher wollen und müssen wir handeln. Ein neuer Otter-Managementplan wurde ausgearbeitet, der die Ausbreitung des Fischotters bremsen und wieder in geordnete Bahnen lenken soll. Denn um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Naturinteressen zu schaffen, braucht es ein ausgewogenes Management, das die Teichwirtschaft unterstützt und sowohl das Wohl des Fischotters als auch das Wohl anderer geschützter Arten im Blick hat.
Der erwähnte Plan wurde mit den betroffenen Teichwirten, mit den Fischern, aber auch mit Naturschutzexperten und Vertretern von NGOs ausgearbeitet und zielt unter anderem auf eine Förderung für Teichzäune und Entschädigungen für Fraßschäden, ein umfassendes Beratungsangebot durch die Ökologische Station Waldviertel, eine Einschränkung für das Aussetzen fangfertiger Fische sowie auf eine einmalige  Entnahme von 40 Ottern durch den Landesfischereiverband und den Teichwirteverband ab.
Auch wenn sich nun einzelne NGO-Vertreter nicht zufrieden zeigen und sich nur für eine einzelne Art, nämlich den zugegeben putzigen, wenn auch räuberischen Fisch­otter, engagieren, gibt es zahlreiche befürwortende Stimmen aus der Ecke der Naturschützer, etwa von Gerhard Heilingbrunner, dem Ehrenpräsidenten des Umweltdachverbands, oder von Günter Kräuter, Präsident der Arbeiterfischereiverbände (und ehemaliger SPÖ-Bundesgeschäftsführer). Den Protest einzelner Tierschutzorganisationen gilt es also auszuhalten. Denn ich bin überzeugt davon, dass in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft der Mensch eingreifen muss, wo das natürliche Gleichgewicht nicht mehr vorhanden ist.