Foto: Peter Herzog

„Young Farmers in Europe“ berichteten

Großer Andrang herrschte beim diesjährigen Tag der jungen Landwirtschaft der Österreichischen Jungbauernschaft im Marmorsaal des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen um die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik und des österreichischen Ratsvorsitzes stand das Thema „Young Farmers in Europe – Chancen und Herausforderungen“ im Fokus. Als Referenten waren Jungbäuerinnen und Jungbauern aus Tschechien, Dänemark, Estland, Österreich und Großbritannien geladen. „Wir freuen uns, dass sich unser jährliches Diskussionsforum stetig steigender Beliebtheit erfreut. Mit einem internationalen Thema sind wir heuer einen neuen Weg gegangen, um einen Blick über den landwirtschaftlichen Tellerrand zu ermöglichen,“ erklärt Bundesobmann Franz Xaver Broidl

Der Jungbauern-Chef nahm in seinem Statement Bezug auf die besondere Rolle, die den jungen Bäuerinnen und Bauern zukommt: „Völlig zu Recht steht die junge Landwirtschaft und der Generationenwechsel im besonderen Fokus der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik. Sorgen wir doch für die Versorgungs- und Ernährungssicherheit der Zukunft und den Erhalt unserer Kulturlandschaft.“

Klare Worte fand auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger: „Unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern sind das Rückgrat und die Zukunft der europäischen Landwirtschaft und des ländlichen Raums. Wir leben in einer Überflussgesellschaft und die Gemeinsame Agrarpolitik muss diesem Trend entgegenwirken. Unser Modell der Lebensmittelproduktion sieht eine multifunktionale, flächendeckende und nachhaltige Landwirtschaft in höchster Qualität vor. Nur gemeinsam können wir diese Trendwende einleiten“.

Die Referenten gaben in ihren Beiträgen Einblick in den Landwirtschaftssektor ihres Heimatlandes und stellten ihre Betriebe vor. In den einzelnen Beiträgen skizzierten sie die aus ihrer Sicht zentralen Chancen und Herausforderungen für die zukünftige Landwirtschaft.

Für Tomáš Ignác Fénix, Vizepräsident beim Rat der Europäischen Junglandwirte und Jungbauer aus Tschechien ist klar: „Trotz unterschiedlicher Betriebszweige und Betriebskonzepte sehen wir uns dennoch alle mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine enge, auch internationale Zusammenarbeit, um gemeinsam Lösungen und Antworten auf die Fragen der Zukunft zu finden, ist daher unerlässlich. Der Rat der Europäischen Junglandwirte, genannt CEJA, ist hier eine starke Stimme, die gehört wird.“

Dem direkten Kontakt Konsumenten wird in Zukunft noch mehr Bedeutung zukommen, meint Thorbjørn Koefoed aus Dänemark: „Wir müssen der Gesellschaft aktiv erklären, wie wir produzieren und was wir produzieren. Wir müssen die Geschichten hinter unseren Betrieben erzählen, um für die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung greifbarer zu werden.“ Als eine der zentralen Herausforderungen sieht er die unterschiedlichen Produktionsstandards innerhalb der Europäischen Union, obwohl man für den selben Markt produziert. Im Fokus seiner Präsentation standen auch die zusehends wachsende Debatte rund um den Fleischkonsum wie auch der Diskurs zur modernen Tierhaltung.

Für Viljar Veidenberg, Jungbauer aus Estland, kommt der laufenden Aus- und Weiterbildung eine besondere Rolle zu: „Langfristig bin ich mit meinem Betrieb nur erfolgreich, wenn ich mir kontinuierlich neues Wissen aneigne, um damit auf veränderte Bedingungen reagieren zu können.“ Als große Chance – wie auch auf seinem Betrieb umgesetzt – sieht er die Veredelung von Produkten, um damit mehr Wertschöpfung zu generieren. Die Anpassung an den Klimawandel durch Anbau neuer Kulturen aber auch die mangelnde Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen Flächen in seinem Heimatland führte Veidenberg als weitere Punkte an.

„Allgemein hat die Landwirtschaft in Österreich ein gutes Image,“ meint Viktoria Hutter, Jungbäuerin aus Österreich. „Häufig sehen wir uns aber mit Werbekampagnen konfrontiert, die weit weg von der Realität sind. Hier liegt es an jedem von uns, einen aktiven Beitrag zur Aufklärungsarbeit zu leisten, um dem vorherrschenden Wissensdefizit entgegenzuwirken.“ Ein weiteres zentrales Thema ist aus ihrer Sicht die dauerhafte Etablierung von hochwertigen Produkten auf fremden Märkten.

Die Auswirkungen des bevorstehenden Brexit stellte David Goodwin, Jungbauer aus Großbritannien, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen: „Wir können nach wie vor nicht genau sagen, wie sich der Austritt aus der Europäischen Union ganz konkret auf jeden einzelnen Betrieb auswirken wird. Aktuell fürchten wir etwa eine Überschwemmung mit billigen Produkten aus dem Ausland. Gerade in solchen Zeiten brauchen wir junge, enthusiastische Bäuerinnen und Bauern, die zusammenarbeiten und gewillt sind, sich an die verändernden Bedingungen anzupassen.“ Ebenso gelte es mit gezielten Maßnahmen der Überalterung der Bauernschaft in vielen europäischen Ländern entgegenzuwirken.

Dass die jungen Landwirte ihre Tätigkeit mit großem Optimismus sehen, zeigte sich in der abschließenden Diskussionsrunde: „Wir würden heute hier nicht stehen, wenn wir keine Zukunft in dem sehen, was wir tun. Als Junger hast du alle Möglichkeiten“, so der Tenor der Referentinnen und Referenten. „Landwirt zu sein ist der ehrenwerteste Beruf, den es gibt. Landwirt zu sein ist ein Lifestyle.“

Bundesobmann Broidl zieht zufrieden Bilanz: „Als junge europäische Landwirte ziehen wir alle an einem Strang für die gleiche Idee. Diesen Zusammenhalt gilt es weiter zu stärken, um die kommenden Chancen ergreifen und die zukünftigen Herausforderungen bewältigen zu können.“

Im Bild: Tomáš Ignác Fénix, Viljar Veidenberg, Thorbjørn Koefoed, Viktoria Hutter, Jungbauern-Bundesobmann Franz Xaver Broidl, David Goodwin und Jungbauern-Generalsekretär Andreas Kugler