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Kärnten bei Dürre „mit blauem Auge“

„Ernteeinbußen sowohl im Grünland als auch im Ackerbau infolge ausbleibender Niederschläge und sommerlicher Hitze sowie Schäden in Höhe von 12 Mio. Euro zeigen: Der Klimawandel ist die Zukunftsfrage der Landwirtschaft. Klimafitte Sorten sollen dessen Folgen ebenso abfedern helfen wie regionaler Einkauf von Lebensmitteln. Die Klimafrage ist die Zukunftsfrage in der Landwirtschaft geworden.“ Dies betonte Landwirtschaftskammer Kärnten-Präsident Johann Mößler beim diesjährigen Erntebilanz-Pressegespräch in Althofen.

Waren es im Vorjahr vor allem Spätfrost, Sturm und Überschwemmungen, so beeinträchtigten in diesem Jahr Hitze und Trockenheit die Ernte zum Teil massiv. In den Monaten Juni bis August 2018 wurden für die Regionen Kärntens Niederschlagsdefizite von 10 bis 72% ausgewiesen. In Summe liegen die klimabedingten Schäden in Kärnten bei 12 Mio. Euro (2017: 13 Mio. Euro). Die Trockenheit schlägt dabei mit 11 Mio. Euro zu Buche. Beim Ackerland wurden 14.000 ha durch die Dürre beeinträchtigt (6 Mio. Euro Schaden), beim Grünland 13.000 ha (Einbußen ca. 5 Mio. Euro). 1 Mio. Euro Schaden entstand in Folge von Hagelschlag auf rund 4.000 ha Ackerland.

Durch die ausreichenden Niederschläge im April und Mai dieses Jahres sind in Kärnten der erste und zweite Schnitt im Grünland gut bis sehr gut ausgefallen. Der dritte Schnitt fiel in den Bezirken Hermagor und Sankt Veit sowie Teilen von Spittal und Klagenfurt Land sehr gering aus. Über das Jahr betrachtet werden die Betriebe spürbare Ernte- und Qualitätseinbußen im Grünland hinnehmen müssen, so Mößler.

Die Erntemengen bei Getreide und Soja liegen landesweit um bis zu 20% unter dem langjährigen Durchschnitt, manche Betriebe verzeichneten sogar ein Minus von 50% und mehr. Die Kulturen Mais und Soja wurden bis zwei Wochen nach der Blüte mit ausreichend Wasser versorgt, die Kolbenanlage war durchaus zufriedenstellend. Hohe Temperaturen und daraus resultierende Trockenheit verursachten jedoch in der Folge massive Ertragseinbußen. Die Abreife wurde durch die hohen Temperaturen dermaßen beschleunigt, dass im Bereich Tainach und Haimburg die ersten Silomaisbestände bereits am 12. August geerntet wurden. Infolge Notreife auf diesen Standorten kam es zu Ernteausfällen von 20 bis 30% bei Mais und 30% bei Sojabohnen.

„Die Maisernte neigt sich jetzt ihrem Ende zu. Die Erträge dürften in Summe besser ausfallen als befürchtet. Die Erntefeuchte liegt jedoch auf einem rekordverdächtigen Tiefstwert – sehr viele Partien wurden mit Erntefeuchten unter 20% abgeliefert“, so der LK-Präsident. „Aufgrund der geringeren Erntemengen in Europa haben die Ankaufspreise für die wichtigsten Ackerkulturen im Vergleich zum Vorjahr etwas angezogen. Ob die Differenz von rund 15 bis 20 Euro je t im Vergleich zum Vorjahr ausreicht, um die geringeren Erntemengen aufzufangen, bleibt jedoch abzuwarten“, erklärte Mößler.

Das trockene und warme Wetter sorgte auch dafür, dass sich der Maiswurzelbohrer in Kärnten massiv ausbreitete. Die Fangraten des Käfers sind deutlich höher als im Vorjahr, es gibt faktisch keine Gebiete mehr, die völlig frei von Befall sind. Wenn man in einer Saison mehr als 4.000 Käfer pro Falle feststellt, sollte man auf die Fruchtfolgestellung Mais nach Mais verzichten, empfehlen die LK-Experten.