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Wasser, wertvoller als Gold

Wasser  ist ein existentieller Grundstoff für Mensch, Tier und Pflanze. Es ist für die Energiegewinnung, für die Wirtschaft, die Landwirtschaft und für den Tourismus unverzichtbar. Im Vergleich zu Afrika, Lateinamerika und Asien, wo vielerorts dramatische Wasserknappheit herrscht, steht Europa aufgrund des vorerst noch gemäßigten Klimas bei der Versorgung besser da. Und trotzdem könnte es in Zukunft selbst im wasserverwöhnten Österreich eng werden. Vom Menschen verursachte Eingriffe wirken sich auf den Wasserkreislauf aus. Die Sicherung der Ressource Wasser muss zu den zentralen Aufgaben eines Staates zählen. „Angesichts der Trockenheit mit sinkendem Grundwasserspiegel, ist der Schutz des Wassers im Hinblick auf die Trinkwasserversorgung aus Grund-, Quell- und Hochquellenwasser. Pro Jahr werden in Österreich in etwa 3,1 km³ entnommen, das sind mehr als 3.000 Milliarden Liter. Davon werden 70 % von der Industrie, 13 % von Haushalten, 11 % vom Gewerbe, nur 4 % von der Landwirtschaft und 2 % für sonstige Nutzungen verwendet“, weist der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, auf die Fakten hin. 

Durch den Klimawandel bleiben Niederschläge über einen längeren Zeitraum aus. Aber auch der Bodenverbrauch wirkt sich negativ auf die Grundwasserneubildung aus, weil der Niederschlag auf Asphalt und Beton nicht versickert. Auch zum Beispiel die großflächige Rodung von Wald der Bundesforste für ein Logistikzentrum, wie das jüngst in Ohlsdorf (OÖ) von den Behörden genehmigt wurde, ist angesichts der angespannten Klimasituation unverantwortlich und fahrlässig, da es zu einer Zunahme des Oberflächenabflusses kommt. „Dennoch zerstören wir weiterhin für immer unseren Naturraum, indem wir weiter Tag für Tag 11,5 Hektar Böden für Straßen, Einkaufszentren und Immobilien verbauen. Wir sägen somit an unserem, aber vor allem am Ast unserer Kinder“, so Weinberger zur prekär werdenden aktuellen Grundwassersituation. 

Eine Veränderung des Flussbettes durch Begradigungen, Uferbefestigungen und ufernahen Deichen führen dazu, dass Flüsse ihr natürliches Rückhaltevermögen verlieren. Die Erosionen an den Sohlen von Flüssen nehmen zu, Auen, Altarme und Überschwemmungsbereiche mit entsprechenden Ökosystemen sind vom Fluss getrennt und können nicht mehr durchströmt werden. „Die Konsequenz sehen wir am Beispiel des Neusiedlersees und des Seewinkels, aber auch den Wasserführungen in den Flüssen. Daher ist ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs dringend notwendig“, so Univ.Prof. Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau an der Universität für Bodenkultur Wien.

Mangelnder Niederschlag, sinkende Grundwasserspiegel und niedriger Wasserstand in den Flüssen haben aber auch Auswirkungen auf die Stromproduktion aus Wasserkraft – sie ist daher rückläufig. „In Summe zeigen diese Entwicklungen die Abhängigkeiten, die wir uns zum Teil selber zuzuschreiben haben. Es bleibt also nur zu hoffen, dass wir die entsprechenden Lehren daraus ziehen und Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel treffen, wo wir es selbst in der Hand haben – zum Beispiel eine Temporeduktion im Individualverkehr, bis zu einem verbindlichen Maßnahmenbündel für die Länder und Gemeinden im Kampf gegen den Bodenverbrauch. Der Wasserverbrauch muss in allen Bereichen viel effizienter werden. Gerade die Industrie sei hier allen voran gefordert, denn sie beansprucht 70 % des gesamten jährlichen Grundwasserverbrauchs“, so Weinberger abschließend.