NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS

Im Fokus
Foto: Archiv

Menschenschutz vor Artenschutz!

Vermehrte Sichtungen belegen es: Der Wolf ist über 100 Jahre nach seiner Ausrottung wieder bei uns zurück. 2015 kam das erste Rudel,   nur drei Jahre später gibt es schon mindestens 15 bis 20 Wölfe in Niederösterreich und immer wieder durchstreifende Tiere in ganz Österreich. Dass dies gerade in dichter besiedelten Gebieten zu Interessenskonflikten führt, ist logisch. Alleine im Waldviertel wurden im Sommer diesen Jahres binnen vier Wochen mehr als 30 Schafe gerissen.

Die Diskussionen gehen hoch und werden schnell emotional. Auf der einen Seite stehen geschädigte Tierhalter und verunsicherte Dörfer. Auf der anderen Seite Berufs-Naturschützer und NGOs, die medial ausrichten, dass das ja eh alles halb so wild wäre und eigentlich die Bauern selber schuld wären, hätten sie halt ihre Tiere eingesperrt. Diese Position und die Meinung, dass Herdenschutz die Lösung aller Probleme wäre, halte ich für zynisch. Alle Schafweiden in Niederösterreich waren eingezäunt, dennoch kam es zu blutigen und tödlichen Attacken auf die Schafe. Und viele Almen werden sich auch mit viel Geld einfach nicht zäunen lassen.

Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keine Futtermittelproduzenten für den Wolf, sondern Lebensmittelproduzenten für die Menschen! Der Tierschutz darf nicht einseitig diskutiert werden. Auch Schafe auf den Weiden haben ein Recht auf Tierschutz. Sie aus Angst vor Rissen jetzt wegzusperren, wäre der falsche Weg. Denn nicht nur die Konsumenten wünschen Freilandhaltung, auch die Landwirte schauen auf ihre Tiere. Hinzukommt, dass schon jetzt immer weniger Almen bewirtschaftet werden. Schließlich hängen daran Tradition und Arbeitsplätze. Und diese Arbeitsplätze erstrecken sich von der Alm selbst bis zum Tourismus. Gibt es keine Alm mehr, kommen weniger Wanderer und ein Erholungsraum geht verloren. Das Gesicht unserer Heimat verändert sich dadurch dramatisch. Hilfreich ist eine zusätzliche Belastung durch „Beutegreifer“ wie dem Wolf sicher nicht.

Oberste Priorität muss aber sowieso der Schutz des Menschen haben! Die Sorgen und Ängste in der Bevölkerung wachsen. Jeder Wolfsexperte wird bestätigen, dass Wölfe natürlich auch Menschen gefährlich werden können. Sichtungen von Wölfen in der Nähe von Dörfern und Siedlungen sind dabei Warnsignale, die nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen. Wir wollen keine Angst vor dem „bösen Wolf“ wie in alten Märchen schüren, sondern müssen schlicht und einfach die Ängste der Menschen ernstnehmen. Für mich scheint es so, als steige die Begeisterung für den Wolf mit der steigenden Entfernung zu ihm: Je weiter weg, desto lieber hat man ihn. Eine aktuelle Studie zeigt das auch ganz deutlich: Die Mehrheit hat den Wolf am liebsten mindestens im Nachbarbundesland, am besten aber überhaupt gleich in einem anderen Staat. Aus klimatisierten Wiener Büros lassen wir uns daher sicher nicht vorschreiben, die Wiederkunft der Wölfe beklatschen zu müssen. Zum Schutz der Menschen ist in Niederösterreich daher als letztes Mittel nun auch der Abschuss erlaubt. In einer Gesetzesnovelle haben wir das im Landtag vor kurzem beschlossen. Das haben wir EU-rechtlich abgesichert, das haben wir mit anerkannten Wissenschaftlern ausgearbeitet. Und das werden wir auch umsetzen.