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New Work, KI und weitere Herausforderungen

Die Arbeitswelt befindet sich mitten in ihrem größten Paradigmenwechsel. New Work ist so präsent wie nie und auch KMU können die Augen davor nicht verschließen. Alte Werte wie strikte Hierarchien, Schichtsysteme und die Fokussierung auf Ergebnisse und Bilanzen haben ausgedient. Der Fortschritt besteht aus Flexibilität, Sinn und dynamischen Arbeitsprozessen. 

Was im Großunternehmen schon allein durch die Mannstärke leicht umzusetzen ist, führt bei KMU regelmäßig zu Nervosität und Angst. Welche Herausforderungen zu bewältigen sind und wie das möglich ist, haben wir nachfolgend zusammengefasst. 

New Work – eine unklare Definition mit viel Bedeutung 

Was ist eigentlich dieses New Work, von dem alle sprechen und auf das vor allem die Generation Z so viel Wert legt? Reicht es, den Mitarbeitern Homeoffice zu ermöglichen, in der Mittagspause Spiele zu gestatten und ein wöchentliches Frühstück anzubieten? Oder ist der Wandel sehr viel tiefgründiger und damit auch schwerer zu bewältigen? 

Die schwierige Hürde für Unternehmen ist die Definition von New Work, da sich dieser neue Berufstrend gerade erst im Aufwind befindet. Es gibt noch keine festgelegten Richtlinien, wohl aber Ansprüche, Forderungen und einen permanenten Wandel. Es ist schwer, die Struktur von New Work greifbar zu machen und so als Arbeitgeber die Attraktivität gegenüber Bewerbern aufrechtzuerhalten. 

Mit einem Blick auf die Ziele der neuen Arbeitswelt fällt es leichter, Definitionen für den eigenen Betrieb zu schaffen, auch für KMU: 

  • Ortsunabhängigkeit: New Work impliziert, dass Mitarbeiter agil, flexibel und unabhängig von einem festen Arbeitsplatz tätig sein können. Remote Work hat einen großen Stellenwert und wird von immer mehr Arbeitnehmern gefordert und erwartet. 
  • Bedeutung: Die Arbeit der Zukunft dient nicht mehr nur der Sicherstellung des Einkommens. Der Wunsch geht dahin, eine Sinnhaftigkeit in der eigenen Tätigkeit zu verorten. Engagement für einen Betrieb bedeutet heute nicht mehr nur den Tausch von eigener Zeit gegen Entlohnung, sondern die Investition von Zeit, Muße und Arbeit in ein sinnvolles Projekt. 
  • Digitalisierung: Ohne eine digitale Infrastruktur ist New Work unrealistisch und nicht umsetzbar. Unternehmen haben heute also nicht mehr die Wahl zu digitalisieren, sondern die Pflicht, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt bestehen möchten. 
  • Flexibler: New Work bringt eine Aufweichung der Grenzen zwischen privatem Leben und Arbeit mit sich. Starre Arbeitspläne wie Schichtdienste werden irrelevanter, stattdessen zählt eine Work-Life-Balance, die Familie und Job unter einen Hut bekommt. 

Hier beginnt schon die erste Hürde für kleinere Betriebe, die bislang nicht auf Digitalisierung gesetzt haben. Überall in Österreich macht sich der Fortschritt bemerkbar, digitale Netze werden gezielt ausgebaut, um die Transformation zu bewältigen. 

Wenn ein Betrieb noch an alten Arbeitsstrukturen festhält, gelingt der Sprung zu New Work nicht. Ein dynamisches Arbeitskonzept basiert immer auf einer gut ausgebauten IT und nicht auf der alten ISDN-Anlage und dem Faxgerät im Büro. 

Fortschritt hält nicht an – mit KI hat sich das Thema New Work weiter verändert 

Wenn wir nun also wissen, dass sich Familie und Beruf miteinander verbinden lassen und dass Digitalisierung der wichtigste Schritt zur Umsetzung von New Work ist, sind damit alle Themen abgehandelt, oder? Nicht ganz, denn auch auf anderer Ebene werden Fortschritte gemacht, beispielsweise im Bereich künstliche Intelligenz. 

Während zahlreiche KMU noch nicht einmal den Prozess der Digitalisierung abgeschlossen haben, setzen andere Großbetriebe bereits auf die Integration von KI ins Arbeitsleben. Die Differenz zwischen modernen und fortschrittlichen Betrieben und alteingesessenen Unternehmen wird größer, die Schere klafft auseinander. 

Wenn die Kleinen nicht abgeholt werden und die Bereitschaft zum Fortschritt nicht besteht, ist die Gefahr eines Verlustes auf dem Weg in die Zukunft denkbar. KI-Systeme werden das Arbeitsleben noch einmal deutlich verändern. Schon jetzt haben mehr als ein Drittel aller Österreicher Angst um ihren Job, ausgelöst durch die massive Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz. 

Realistisch gesehen ist die KI für einzelne Berufsbilder sicherlich eine Gefahr, in den meisten anderen Fällen dient sie aber der Bereicherung! Hier nur ein kleiner Auszug dessen, was mit KI möglich ist und wodurch Unternehmen profitieren: 

  • Recruiting von Fachkräften: Das richtige Personal ist unverzichtbar für den Fortbestand eines Betriebes. KI-Systeme können zukünftig in der Lage sein, beim Recruiting-Prozess zu helfen, zu selektieren und für mehr Fairness zu sorgen. 
  • Administrative Arbeiten abgeben: Redundante Aufgaben können von künstlicher Intelligenz im Bruchteil der Sekunde erledigt werden. Arbeitskräfte haben dadurch die Möglichkeit, sich auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren und mehr Kreativität und Dynamik ins Unternehmen zu bringen. 
  • Digitale Assistenz: In Präsenz und im Homeoffice ist die digitale Assistenz ein wertvoller Schritt in Richtung Kreativität und Spaß an der Arbeit. Organisatorische Aufgaben übernimmt die KI, sodass für die eigentliche Arbeit wieder viel mehr Zeit besteht. 

Es zeigt sich also, dass die Benefits durch New Work und KI durchaus vorhanden sind. Wo ist aber nun der Nachteil für kleine Betriebe? Angst, mangelnde finanzielle Ressourcen und das Festhalten am Altbekannten sind die größten Gefahren für KMU in der modernen Zeit. Die Bereitschaft zur Veränderung muss vorhanden sein, gleichzeitig braucht es Förderung, wenn die finanziellen Mittel nicht bereitstehen. 

Erwartung vs. Realität – die Kluft muss geschlossen werden 

Spektakuläre Bilder aus Hochleistungsbetrieben mit hoher Technifizierungsrate brennen sich in die Köpfe von Berufsanfängern. Die Ansprüche an künftige Arbeitgeber sind hoch, nicht nur finanziell fordert die Gen-Z weit mehr, als ihre Vorgänger es je getan hätten. Fitness bei der Arbeit, ein Obstkorb auf jeder Etage und Liegeflächen für die Mittagspause gelten unter Zettlern schon als Standard. 

Solche Ansprüche können kleine Unternehmen nicht oder erst nach einer Zeit der Umstellung erfüllen und damit haben sie es schwer auf dem Arbeitgebermarkt. Dabei ist auch zu bedenken, dass so manche Umsetzung aus den Staaten in Österreich gar nicht realisierbar wäre. Im populären Google Office ist die Rutschbahn in die nächste Etage völlig normal. In einem mittelständischen österreichischen Betrieb würde dieses Projekt schon aufgrund von Sicherheitsvorschriften scheitern. 

Wichtig sollte für die Zukunft also sein, die Kluft zwischen Erwartungshaltung und realisierbaren Umsetzungen zu schließen. Dabei gilt es auch, die Mitarbeiter aktiv in den Entwicklungsprozess einzubinden. So können selbst kleine Unternehmen eruieren, welche Ansprüche den Angestellten am wichtigsten sind und was sie unter New Work verstehen. 

Für Arbeitnehmer bleibt zu hoffen, dass sie sich nicht an der Idee des „Bällebads im Meeting-Raum“ festbeißen, sondern daran, was New Work wirklich bedeutet – dynamisches Arbeiten mit Wohlfühlfaktor.