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DLG-Präsident Bartmer will „sachgerechte Risikobewertung“

Für offene Märkte sowie für eine sachgerechte Risikobewertung und Technikfolgenabschätzung von Innovationen hat sich der Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), Carl-Albrecht Bartmer, im Rahmen der Eröffnungsfeier der weltweiten Leitmesse für Landtechnik, der Agritechnica 2017, ausgesprochen. „Mit 80 Mio. Menschen mehr als vor einem Jahr und 80 Mio. weniger als nächstes Jahr“, begründete Bartmer die Forschungs- und Innovationsanstrengungen des Agrarbereiches mit dem Ziel der ausreichenden und qualitativ hochwertigen Ernährung der rasch wachsenden Weltbevölkerung – von derzeit 7,5 auf 10 Mrd. Menschen in rund 30 Jahren.

Ausreichende Lebensmittel für die wachsende Weltbevölkerung herstellen und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen erhalten, diese Herausforderung könne die globale Landwirtschaft nur durch den Einsatz neuester Technologien und Verfahren bestehen. Einer nachhaltigen Intensivierung der Produktion komme essenzielle Bedeutung zu, stellte der DLG-Präsident klar. Dazu zählt auch die Digitalisierung, die eine große Überschrift der Agritechnica 2017 ist; rund 80% der Neuheiten stehen mit Digitalisierung in Zusammenhang und Landwirtschaft 4.0 ist kein so neuer Begriff sowie in einigen Bereichen dem Industriebereich sogar voraus, wie Bartmer bereits vor zwei Jahren feststellte.

Das umfassende Wissens- und Technologieangebot bezeichnete er als einen gut gefüllten Werkzeugkoffer für stabile Agrarsysteme mit nachhaltiger Produktivitätssteigerung. Den guten Aussichten der Green-Branche gehe die konsequente Forderung der Welternährungsorganisation (FAO) nach Intensivierung der Agrarproduktion voraus. Bartmer: „Ja, das können wir, mit traditioneller Praxis sowie mit aktuellen und auch künftigen neuen Möglichkeiten“ und er fügt hinzu: „alle werden davon profitieren, von Großbetrieben bis zu afrikanischen Kleinbauern.“

„Unsere Debatten drehen sich heute um eine industriell wahrgenommene Landwirtschaft mit Diskussionen um Pflanzenschutzmittel, neue Züchtungstechnologien und um den Handel mit Agrarprodukten. Diese Auseinandersetzungen sind vielfach getragen von institutionellem Misstrauen, das eine sachgerechte Risikobewertung und Technikfolgenabschätzung von Innovationen kaum möglich macht“, sagte Bartmer. Er forderte daher einen Rechtsrahmen, der im Umgang mit Innovationen ein Risikomanagement auf einer wissenschaftlich abgesicherten, transparenten und für die Gesellschaft nachvollziehbaren Risikobewertung gründet.

Der Politik komme bei der gesamten Debatte eine wichtige Rolle zu, so der DLG-Präsident. Diese bestehe nicht in der Funktion des Moderators, sondern als verantwortlicher Entscheider und zugleich als Garant der Unabhängigkeit und Arbeitsfähigkeit wissenschaftlich arbeitender Institutionen.