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Zucker ist aktuelles Sorgenkind von Agrana

Massiv gesunkene Preise für Zucker, Isoglukose und Ethanol haben dem Agrana-Konzern im ersten Geschäftshalbjahr 2018/19 einen deutlichen Gewinneinbruch beschert. Einzig das Geschäft mit Früchten floriert.

In Summe ging der Konzernumsatz um 100 Millionen Euro oder 7,4 Prozent auf 1.261 Millionen Euro zurück, der Gewinn von 61 Millionen Euro hat sich zuletzt sogar um mehr als die Hälfte (51,8 %) halbiert.

Das Sorgenkind ist derzeit das Geschäft mit Zucker mit einem Umsatzeinbruch von gut einem Viertel 26,4 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür ist er unerwartet hohe Preiseinbruch am Zuckermarkt nach Ende der Quotenregelung im Vorjahr. Während im übrigen Europa der Rübenanbau seither teils massiv ausgeweitet wurde, hat sich in Österreich die Rübenfläche mit 38.500 Hektar nur wenig verändert. Dafür wurde das Zuckerlager verringert.

Nicht nur für die heuer in den beiden Fabriken Tulln und Leopoldsdorf erst wieder Anfang Oktober angelaufene Rübenverarbeitungskampagne erwartet Fritz Gattermayer, Agrana-Vorstandschef für Rohstoffe, zudem weit weniger Rübenmenge. Im vergangenen Herbst und Winter raffinierte Agrana insgesamt Rüben 94.000 Hektar Kontraktflächen (auch in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien), heuer werden es 84.000 Hektar sein. Weil Agrana damit nur regionale Märkte ohne Angebotsüberhang bedient, geht der ausgewiesene Markt- und Rohstoffexperte davon aus, „dass wir davon auch profitieren“.

Das geringfügige Umsatzminus im Segment Stärke um 3,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, sei auf die zuletzt deutlich gesunkenen Preise für Bioethanol sowie die Isoglukose zurückzuführen, deutlich besser läuft derzeit das Geschäft mit Spezialstärke-Erzeugnissen für Lebensmittel und Industrie. Daher investiert Agrana derzeit kräftig, nämlich 40 Millionen Euro, in den Ausbau der Kartoffelstärketrockung und damit Kapazitätserweiterung im Werk Gmünd oder 102 Millionen Euro in die Verdoppelung der Weizenstärkeherstellung im Werk Pischelsdorf.

In den von so manchen Landwirten angestimmten Abgesang an den Rübenanbau in Österreich nach heuer besonders massiver Rüsselkäferplage, Wirkstoffverboten beim chemischen Pflanzenschutz oder vermehrter Trockenheit will man bei Agrana dennoch nicht einstimmen. Dass etwa der Präsident der heimischen Rübenbauern künftig selbst keine Rüben mehr anbauen könnte, hat Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart angesichts wechselnder Herausforderungen schon vor Monaten als „zwar emotional verständlich“, aber sachlich eher unbegründet kommentiert.

Nicht wirklich spürbar beim Absatz von Zucker sei bei Agrana indes die von einigen großen Handelsketten und Lebensmittelverarbeitern vorangetriebene Anti-Zucker-Kampagne samt Reduzierung des Zuckeranteils in den Rezepturen.
BERNHARD WEBER