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Weinberger: „Steuersysteme fördern Zersiedelung“

In einer jüngst durchgeführten Umfrage des market-Instituts komme laut dem Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, deutlich zum Ausdruck, dass der österreichischen Bevölkerung der Umgang mit Ressourcen ganz und gar nicht egal sei. Im Gegenteil: Im Zusammenhang mit der Naturnutzung stünden bei einem Drittel der Befragten Ressourcenverschwendung und Bodenverbrauch an erster Stelle. „Das Bemerkenswerte dabei ist, dass diese Antwort mit Abstand führend ist, deutlich vor Themen wie Müllproblematik und Massentierhaltung. Angesichts dieser Zahlen kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Entscheidungsträger sind angehalten, konkrete Maßnahmen zu setzen, um eine weitere Reduktion des Bodenverbrauchs in Österreich einzuleiten“, so market-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer. Dieser hält die Besteuerung des Ressourcenverbrauchs als „ein geeignetes Instrument, um die Ressourcenverschwendung in die Schranken zu weisen“.

„Wir fördern durch Steuersysteme die Zersiedelung und müssen in weiterer Folge in den klimaschädlichen Straßenbau mit öffentlichen Mitteln investieren. Ein Fehler, bedingt durch eine zahnlose und nicht wirkungsvolle Raumordnung. Die Konsequenz: Täglich gehen in Österreich landwirtschaftliche Flächen in der Größenordnung von knapp 12 ha verloren. Alarmierende Zahlen, doch fehlt bislang das Bewusstsein für die existenzielle Bedeutung der Böden“, ergänzt Weinberger. Im Vergleich zur Bauindustrie hätten Böden keine nennenswerte Lobby: „Sie werden durch die Geschwindigkeit der Verbauung respektlos behandelt. Dabei handelt es sich aber um eine tickende Zeitbombe.“

Konsequenz des Zubetonierens sei die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre. „Wir befinden uns mitten in einer Klimakrise, doch wir verbauen den Boden als wertvollen CO2-Speicher für Durchzugs- und Zufahrtsstraßen zu Supermärkten. Dabei haben wir mit 1,67 m2 bereits die höchste Supermarktfläche pro Kopf und mit 15 m das dichteste Straßennetz“, zeigt Weinberger auf. Weiters verliere der Boden durch die Verbauung seine wertvolle Wasserspeicherfunktion, wodurch das Risiko von Überschwemmungen steige. Ferner sinke der Selbstversorgungsgrad mit regionalen Qualitätslebensmitteln aus bäuerlicher Erzeugung und Österreich werde zunehmend durch Importe verletzbar. Weinberger: „Beim Brotgetreide liegt der Selbstversorgungsgrad mittlerweile nur mehr bei 85%, bei Obst und Gemüse gar nur mehr bei 50%. Schlussendlich sinkt auch die Artenvielfalt, was in Folge das menschliche Wohlergehen gefährdet.“

In Österreich gebe es laut Umweltbundesamt leer stehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien im Gesamtausmaß von mehr als 40.000 ha. Das entspricht der Fläche der Stadt Wien. „Eine Revitalisierung dieses Leerstandes ist eine Investition in die Wirtschaft sowie in den Umweltschutz und damit eine doppelte Dividende. Wir müssen uns vor Augen halten: Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze, sondern – vernünftig eingesetzt – ergänzen sie sich. Genau darauf setzen heute intelligente Volkswirtschaften und kluge Unternehmen“, so Weinberger.