Foto: NLK Burchhart

Waldviertel: Vergrämungsmaßnahmen gegen Wolf erlaubt

In den letzten sechs Wochen hat es in Niederösterreich 31 Wolfsrisse gegeben, wobei sich alle betroffenen Schafe in umzäunten Arealen befunden hatten. Daher dürfen jetzt in drei Gemeinden der Region sogenannte Vergrämungsmaßnahmen für die Raubtiere gesetzt werden. Die Bescheide gelten bis Jahresende. Dies teilte Agrarlandesrat Stephan Pernkopf mit. Er präsentierte in diesem Zusammenhang die ersten Ergebnisse einer Studie, in der die Einstellung der Bevölkerung zur Rückkehr der Wölfe erhoben wurde. Die Sicherheit der Menschen stehe an oberster Stelle, daher müssten dort, wo es notwendig ist, auch entsprechende angemessene Maßnahmen gesetzt werden, hielt Pernkopf fest.

Vergrämungsmaßnahmen – das sind Schreckschüsse oder gezielte Schüsse mit Gummigeschoßen – sind nunmehr in Langschlag (Bezirk Zwettl) und Bad Großpertholz sowie St. Martin (Bezirk Gmünd) erlaubt. Dadurch soll der Schutz von Weidetieren verbessert werden. Es gehe darum, einen Lernprozess bei den Tieren zu bewirken, betonte Walter Arnold vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Weil man von derzeit 15 Wölfen im Waldviertel ausgehe und der Zuwachs 30% pro Jahr betrage, müssten „jetzt geeignete Maßnahmen“ gesetzt werden.

„Diese Bescheide der Bezirksverwaltungsbehörden gelten vorerst bis Jahresende. Wenn sie wirken, wird es auch keine weiteren Maßnahmen geben. Die Sicherheit der Menschen steht aber an oberster Stelle, und bislang hat noch kein Wolfexperte die Gefahr für Menschen komplett ausschließen können. Entnahmen als letzte Konsequenz sind daher auch laut österreichischem Wolfsmanagement-Plan nicht auszuschließen“, unterstrich der LH-Stellvertreter. Niederösterreich lasse seine Bauern nicht im Stich und zahle auch Entschädigungen aus, aber der Landwirt sei „nicht der Futtermittelproduzent für Wölfe“. An weiteren Maßnahmen nannte er Pilotprojekte zum Herdenschutz, verstärkte Beratungen bezüglich der Errichtung von Zäunen sowie eine wissenschaftliche Kontrolle der Allentsteiger Wolfspopulation.

Pernkopf stellte auch eine vom Kuratorium Wald in Auftrag gegebene Studie zur Einstellung der Bevölkerung zur Rückkehr der Wölfe vor. „Dabei zeigt sich, dass es hier nicht nur um eine große Bedrohung der Tierhaltung, sondern auch um Fragen des Tourismus und der Gesellschaft insgesamt geht“, gab der Landesrat zu bedenken. „Es zeigt sich, dass die Menschen dem Thema Wolf zwar grundsätzlich neutral bis eher positiv gegenüberstehen, im Detail die klar negativen Aspekte aber deutlich zutage treten“, erläuterte Motivforscherin Sophie Karmasin. So würden von 69% der Befragten negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft erwartet. Jeweils 31% befürchten aber auch nachteilige Auswirkungen auf Familien- und Schulausflüge sowie auf den Tourismus.