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Liquidität deutscher Höfe verschlechtert

Die Dürreschäden in vielen Regionen Deutschlands und die schwierige Situation auf wichtigen Märkten hinterlassen deutliche Spuren im aktuellen Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Eine schlechte Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage lässt viele Betriebsleiter hoffen, dass die Zukunft nur besser werden kann. Nach den neuesten Daten für den Monat September hat sich die Liquiditätslage der Landwirte weiter verschlechtert. Gleichzeitig fallen deren Investitionspläne im Jahresvergleich deutlich kleiner aus. Einen wesentlichen Grund dafür sieht der DBV in den unsicheren politischen Rahmenbedingungen, insbesondere in der Tierhaltung.

„Investitionen brauchen Sicherheit, aber die Bauern sind verunsichert und scheuen deshalb das Risiko einer größeren Anschaffung. Die Politik muss endlich erkennen, dass die Landwirte eine langfristige und verlässliche Planungssicherheit brauchen“, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied.

Aktuell ist der Index des Konjunkturbarometer Agrar gegenüber der vorangegangenen Erhebung im Juni 2018 von 21,1 auf 23,4 Punkte leicht gestiegen. Der aktuelle Indexwert liegt damit um 3,2 Punkte niedriger als im September 2017 und damit erheblich unter den relativ hohen Werten aus der Zeit von 2011 bis 2014. In Spitzenzeiten wurden seinerzeit gut 36 Punkte erreicht. Der Indexwert fasst die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen.

Die Liquidität der Betriebe hat sich gegenüber Juni weiter verschlechtert. Der Anteil der deutschen Landwirte, der die aktuelle betriebliche Liquidität als angespannt bewertet, ist im Osten des Landes mit 25% als Folge der dort stark ausgeprägten Dürreschäden besonders hoch. Im Vergleich der Betriebsformen ist die Liquidität vor allem in den Veredlungsbetrieben aufgrund gefallener Erzeugerpreise und höherer Futterkosten angespannt.

Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate bleiben auf einem relativ niedrigen Niveau. Nur 31% der Landwirte wollen in dieser Zeit investieren; vor einem Jahr waren es mit 32% kaum mehr. Das für die nächsten sechs Monate geplante Investitionsvolumen liegt mit 4,7 Mrd. Euro um 0,5 Mrd. Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand. Das ist gegenüber dem relativ hohen Niveau der Jahre 2013 und 2014 mit geplanten halbjährlichen Investitionsvolumina von gut 6 Mrd. Euro erheblich weniger.

Vom aktuell geplanten Investitionsvolumen in Höhe von 4,7 Mrd. Euro entfallen auf den Bereich Ställe und Stalltechnik 2,3 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein deutliches Minus von 0,8 Mrd. Euro. Auch Grundkäufe gehen stark zurück. Mit 1,0 Mrd. Euro fallen die vorgesehenen Maschinenanschaffungen im Jahresvergleich dagegen um 0,1 Mrd. Euro höher aus. Investitionsvorhaben im Bereich erneuerbare Energien bleiben mit 1,0 Mrd. Euro stabil. Zulegen werden Investitionen in nichtlandwirtschaftliche Zwecke, wie etwa für Wohngebäude.

Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die künftige wirtschaftliche Entwicklung im Durchschnitt der Betriebe mit 2,95 etwas besser beurteilt als die aktuelle wirtschaftliche Situation mit einem Wert von 3,08. Gegenüber Juni 2018 fällt die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in allen Betriebsformen schlechter aus, besonders aber in den Veredlungsbetrieben. Die Zukunftserwartungen haben sich dagegen zwischen Juni und September in allen Betriebsformen deutlich verbessert.

Neben den vielfach enttäuschenden Ernteergebnissen sind niedrigere Schweine- und Rinderpreise sowie gestiegene Energie-, Dünge- und Futtermittelpreise Ursachen für die aktuell verschlechterte wirtschaftliche Lage in den Betrieben. Positiv auf die Stimmungslage wirken sich dagegen höhere Getreidepreise sowie die Preissituation auf dem Milchmarkt aus. Ein besonders belastender Einfluss geht unverändert von den Pachtpreisen aus. Relativ positiv werden hingegen die Kapitalmarktzinsen und Leasing-Konditionen beurteilt. Mit Ausnahme des Getreidesektors werden im Jahresvergleich mit September 2017 in allen Bereichen niedrigere Erzeugerpreise und höhere Betriebsmittelkosten beklagt.