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Schweinenotierungen wieder unter Druck

Die unterschiedliche Marktentwicklung in Nord- und Südeuropa, die in den letzten Wochen zunehmend sichtbar wurde, schlägt nun erstmals auf die EU-weit wichtigste Mastschweine-Notierung durch: Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) in Deutschland hat ihren Basispreis um 5 Cent/kg reduziert. Neben der urlaubsbedingt geringeren Nachfrage am Heimmarkt machen die deutschen Großbetriebe auch das wegen der Dumpingangebote aus Nord- und Südamerika unter Druck gekommene Asienexportgeschäft verantwortlich. Spanien kann diese Problematik durch verstärkte, vom Tourismus belebte Nachfrage kompensieren, wodurch das Preisgefüge auf der iberischen Halbinsel nach wie vor bestens fundamentiert ist.

In Österreich liegen Angebot und Nachfrage bei schlachtreifen Schweinen auf gleichem Niveau. Die starke Preisrücknahme in der BRD belastete Stimmung und Kaufverhalten der Schlachtbranche, wodurch auch hierzulande vehement eine Senkung des Erzeugerpreises gefordert wurde. Das abermals deutlich unter dem Vorjahresniveau liegende Angebot bei weiterhin rückläufigen Schlachtgewichten gab letztlich den Ausschlag, dass das Minus mit 2 Cent vergleichsweise moderat ausgefallen ist. Die Mastschweine-Notierung der heimischen Schweinebörse sinkt somit auf 1,74 Euro/kg Schlachtgewicht (Berechnungsbasis: 1,64 Euro).

Unerfreuliche Nachrichten gibt es aus Tschechien, wo weitere Funde von toten, mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweinen gemeldet werden. Daher ergeht von Experten abermals die dringende Aufforderung an Land- und Fleischwirtschaft sowie an die Jagd, hier besondere Vorsicht walten zu lassen.

Die zunehmende Kaufzurückhaltung Chinas hat erstmals seit langem wieder zu rückläufigen Schweinefleischexporten der Europäischen Union geführt. Nach Angaben der Kommission wurden von Jänner bis April 2017 knapp 1,29 Mio. t Schweinefleisch einschließlich Nebenerzeugnissen aus den Mitgliedstaaten ausgeführt; das waren rund 37.400 t oder 2,8% weniger als im Vorjahreszeitraum, berichtete Agra-Europe. Verantwortlich dafür war der starke Rückgang der Lieferungen nach China, die mit 488.500 t um fast 100.000 t oder 17% geringer als in den ersten vier Monaten von 2016 ausfielen. Dabei orderten die Kunden in der Volksrepublik mit Ausnahme von Koteletts nicht nur weniger gefrorene Teilstücke, sondern auch eine geringere Tonnage an genießbaren Schlachtnebenerzeugnissen.

Erfolgreicher agierten die EU-Exporteure bei den Verkäufen in andere Drittländer. So konnte die Liefermenge an den zweitwichtigsten Kunden, Japan, im Vergleich zu den ersten vier Monaten von 2016 um 9% auf gut 138.000 t gesteigert werden. Die Verkäufe nach Hongkong legten um 1% auf 121.400 t und jene nach Südkorea sogar um ein Drittel auf 96.900 t zu.

Die am Donnerstag erzielte politische Grundsatzeinigung zwischen der EU und Japan über ein Freihandelsabkommen könnte bei den EU-Schweinefleischexporten für einen zusätzlichen Schub sorgen. Durch das Abkommen soll verarbeitetes Schweinefleisch zollfrei und frisches Fleisch nahezu zollfrei ausgeführt werden können. Der führende dänische Fleischverarbeiter Danish Crown setzt große Hoffnungen in das Abkommen. Das Unternehmen rechnet laut „Dow Jones News“ heuer mit Schweinefleischexporten nach Japan im Wert von rund 400 Mio. Euro – dieser Wert könnte künftig deutlich ansteigen. Vor allem der Markt für hochwertige Spezialitäten könnte nun wachsen, wird betont.