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Rindfleisch-Schwenk bei Mercosur-Verhandlungen

Die EU-Landwirte- und Genossenschaftsverbände COPA-COGECA wenden sich entschieden gegen Pläne der Europäischen Kommission, in die nächste Runde der in Kürze wieder zu intensivierenden Freihandelsgespräche der EU mit dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur Rindfleisch einzubeziehen. Sie warnen, dies würde die Versorgung mit Qualitätsrindfleisch aus EU-Erzeugung sowie Wachstum und Beschäftigung in den ländlichen Regionen treffen. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Rindfleisch in COPA-COGECA, Jean-Pierre Fleury, sagte in Brüssel: „Wir sind schwer besorgt über diesen Schwenk, da ein derartiges Handelsabkommen mit dem Mercosur ernsthafte Auswirkungen auf die Landwirtschaft der EU, speziell auf den Rindfleischsektor, hätte.“ „Aber die Kommission geht ihren Weg des eingeschlagenen Schwenks weiter, ohne dafür im Gegenzug viel zu bekommen. Wir können aber nicht so weitermachen, diesen wichtigen europäischen Wirtschaftszweig als Verhandlungszuckerl für andere Sektoren auf den Tisch zu legen. Dieses Abkommen muss ambitioniert in der Verteidigung der europäischen Landwirte sein“, betonte der Generalsekretär von COPA-COGECA, Pekka Pesonen.

Des Weiteren habe die EU eine der höchsten Standards für Lebensmittelsicherheit und Tierwohl, denen Importe aus diesen Ländern aber nicht unterlägen. Fleury veranschaulichte dies anhand des Faktums, dass in der EU der Werdegang jedes einzelnen Tieres vom Tag seiner Geburt bis zu seinem Tod aufgezeichnet wird, während in den Mercosur-Ländern lediglich 10% des Lebens der Tiere dokumentiert werden. „Unser System versichert die Konsumenten der Sicherheit und Qualität ihres Fleisches.“ Weiter argumentiert er, dass die Rindfleischerzeugung in Europa – insbesondere die spezialisierte – Wachstum und Beschäftigung in ländlichen Regionen schaffe, wo oft keine alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten bestünden, sowie mit den Umwelteffekten. Der Bestand von 60 Mio. ha Grasland, das als Karbonsenke wirkt, ist dieser wirtschaftlichen Tätigkeit zu verdanken.

Pesonen fügte hinzu, „wir sind enttäuscht, dass die EU-Kommission vorhat, Rindfleisch in ein Angebot für ein Freihandelsabkommen an den Mercosur aufzunehmen. Wir benötigen in allen Handelsabkommen faire und ausgewogene Einigungen über die Landwirtschaft“. Eine neue Studie zur Folgenabwägung bestätige die katastrophalen Auswirkungen, die ein Handelsabkommen mit dem Mercosur auf den Rindfleischsektor der EU haben würde, solange darin nicht Zolltarif-Quoten auf Einfuhren festgesetzt werden. Auch die Landwirtschaftsminister der EU haben Warnungen dagegen ausgesprochen, ein Angebot für den Agrarhandel zu machen, das sensible Agrarprodukte in die Verhandlungen einbringt.