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OÖ verlangt bundesweit einheitliche Glyphosat-Regelung

„Die aktuell intensiv geführte Diskussion über den Einsatz von Glyphosat muss versachlicht werden“, sind sich der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Reisecker und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger einig. „Österreich hat sich bei der Bewertung dieses Wirkstoffes immer für einen fachlich-wissenschaftsbasierten Ansatz ausgesprochen und konkrete Einschränkungen des Glyphosat-Einsatzes im landwirtschaftlichen und nicht-agrarischen Bereich gefordert. Wenn wir uns zu einer nachhaltigen bäuerlichen Struktur und einer weiteren Ökologisierung bekennen, dann muss dies unseren landwirtschaftlichen Betrieben auch abgegolten werden. Daher kann es für Oberösterreich nur eine gemeinsame, bundesweite Lösung geben. Wir dürfen in diesem Diskurs nicht vergessen, dass sich unsere heimischen Bäuerinnen und Bauern, unter anderem aufgrund unseres Konsumverhaltens und Haushaltsausgaben für Lebensmittel und Getränke von rund 12%, bereits jetzt auf einem sehr stark globalisierten Markt bewegen. Wir können nicht auch noch eine zusätzliche, nationale Konkurrenz für unsere oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern schaffen“, so Hiegelsberger.

„Die strikten Reglementierungen eines Einsatzes in Österreich resultieren in höchster Lebensmittelqualität und Produktsicherheit. Im Gegensatz zu beispielsweise Deutschland kommt Glyphosat in Österreich aufgrund seiner Anwendungsmöglichkeiten nicht mit dem Erntegut in Berührung“, so Reisecker.

Das Land Oberösterreich habe in den Jahren 2013 und 2015 Glyphosatmonitorings durchgeführt, bei denen keinerlei Rückstände im Erntegut festgestellt worden seien. Die nächsten Monitoring-Intervalle sind für 2018 und 2021 geplant.

Hiegelsberger verweist in diesem Zusammenhang auf die Rolle des Lebensmittelhandels und auf die vorherrschende Internationalität in den Regalen: „Der mediale Einsatz mancher Handelsketten hinsichtlich der Abschaffung von Glyphosat ist befremdlich, da genau diese Handelsketten nach wie vor ausländische Produkte, auch aufgrund von Preisvorteilen, im Regal führen.“ Hiegelsberger und Reisecker appellieren daher an den Lebensmittelhandel, den Weg in eine Glyphosat-freie Zeit gemeinsam, über mehr Regionalität in den Regalen und faire Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette, zu bestreiten. Ein österreichweites Verbot von Glyphosat müsste demzufolge auch in einem Listungsverzicht von Lebensmitteln, die unter Einsatz dieses Wirkstoffes produziert werden, münden. Dies wäre ein konsequenter Weg.

Zudem sei ein verantwortungsbewusster Umgang mit Glyphosat in der oberösterreichischen Landwirtschaft gelebte Praxis „Der Grund für den weltweit häufigen Einsatz von Glyphosat ist der medial zu Recht angeprangerte, rücksichtslose Einsatz auf bestehenden Kulturen, der vor allem in Süd- und Nordamerika bei gentechnisch veränderten Pflanzen (vor allem bei Mais, Soja, Raps, Baumwolle,…) obligatorisch ist. Diese gentechnisch modifizierten Pflanzen sind gegen den Wirkstoff resistent, wodurch die Herbizide direkt auf die zu erntenden Kulturen aufgebracht werden können, um Beikräuter zu unterdrücken. Diese Praxis ist in Europa verboten“, erklären die beiden Agrarpolitiker.

Auch die Ausbringung von Glyphosat zur Abreifebeschleunigung – Sikkation genannt – sei in Österreich bereits seit August 2013 verboten. In der heimischen Landwirtschaft werde Glyphosat hauptsächlich im Zuge der Saatbeetvorbereitung angewendet. Dies ermögliche den pfluglosen Anbau direkt in die resultierende Mulchschicht, einen durchgehenden Erosionsschutz und einen stärkeren Humusaufbau im Boden.

Zudem müssten die heimischen Landwirte für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eine entsprechende Befähigung nachweisen und regelmäßig Fortbildungen absolvieren. Sie seien dadurch gut auf die Herausforderungen im Pflanzenbau vorbereitet und setzten Herbizide wie Glyphosat dann ein, wenn es notwendig und sinnvoll wäre, so Hiegelsberger und Reisecker