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EU-Wahlkampf fängt gleich mit Bauern-Tiefschlag an

Nur mehr wenige Wochen, dann wird ganz Europa zu den Urnen gerufen, um das Europa-Parlament neu zu wählen. Und damit auch die nächste Europäische Kommission samt Präsidenten zu bestimmen. Wie wichtig diese Wahl gerade für die Bauern ist, liegt auf der Hand, ist die Agrarpolitik doch der einzige vergemeinschaftete Politikbereich. Mit anderen Worten: Brüssel bestimmt weitgehend, wohin die Landwirtschaft geht. In welche Richtung, mit welcher Geschwindigkeit. Größer oder kleiner, mehr Familienbetriebe oder mehr Großbetriebe. Mitte des nächsten Jahres soll die nächste GAP, die gemeinsame Agrarpolitik, entschieden werden, mit allen neuen Fördersätzen,
Anforderungen und Unterstüt­­-
z­ungen. Umso wichtiger ist es, wer dabei am Verhandlungstisch bzw.
im Parlament sitzt. Je bäuerlicher, desto besser für die Bäuerinnen und Bauern.
Eine österreichische Kleinpartei hat dabei nun die Fernseh-Köchin Sarah Wiener nominiert. Und die Promi-Kandidatin startete gleich einmal mit einem Fehlstart. Denn bereits in ihrer ersten Aussage disqualifizierte sie sich mit der Forderung nach Abschaffung sämtlicher Leistungsabgeltungen („Agrarsubventionen“). Als angebliche „Agrar-Expertin“ kritisierte sie die heimische Landwirtschaft, ohne die tagtäglichen Leistungen der Bauern zu kennen. Und ihre Parteifreunde redeten von „gigantischen Tierfabriken mit Tierleid und Gift in den Böden“.
Verständlich wird das nur, wenn sie dabei ihren eigenen Betrieb vor Augen gehabt hat. Denn die Fernsehköchin ist selbst an einem 800 Hektar großen Gutsbetrieb im ostdeutschen Bundesland Brandenburg beteiligt. Dieser Riesen-Betrieb erhält EU-Gelder in der stolzen Höhe von 317.000 Euro pro Jahr. (Und macht angeblich trotzdem große Verluste). Eine so hohe Summe, wie sie Frau Wieners Betrieb erhielt, bekommen bei uns lediglich 0,05 Prozent der Bäuerinnen und Bauern. Frau Wieners Landwirtschaft erhält praktisch das Dreizehnfache.
So eine Forderung kann einen also nur entsetzen. Ein Tiefschlag für die bäuerliche Landwirtschaft, wie wir sie kennen. Und auf die ganz Österreich stolz ist. Denn die Forderung würde unsere Familienbetriebe in ihrer Existenz bedrohen und Millio­nen von Arbeitsplätze im Bereich der Landwirtschaft in ganz Europa vernichten. Das kann nicht der richtige Weg sein. Nicht für die Bäuerinnen und Bauern, nicht für die Landwirtschaft und nicht für Europa.
Im Gegenteil: Unsere heimische Landwirtschaft ist es, die als Vorbild für Europa gelten muss. Unsere Höfe werden von Familien geführt, kleinstrukturiert und naturverbunden. Rund 90 Prozent der Betriebe nehmen am Umweltprogramm teil. Mit unserem ländlichen Entwicklungsprogramm stellen wir uns gegen den Mainstream und fördern speziell die Leistungen unserer Bauern, ob nachhaltige Wirtschaftsweisen, Innovation, Biodiversität oder hochqualitative Produkte. Dabei müssen wir auch noch mit dem Weltmarkt konkurrieren.
Natürlich können wir über eine Kürzung der Agrargelder für deutsche Großbetriebe reden. Über eine Umschichtung zu Gunsten unserer Familienbetriebe. Aber darüber sollen lieber jene reden und verhandeln, die auch wirklich eine Ahnung von der Landwirtschaft haben.