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Natura 2000 verunsichert Forstwirte

Bis vor Kurzem war Naturschutzpolitik überwiegend vom Konsens aller Beteiligten geprägt. Diese über lange Zeit, manchmal auch mühsam erarbeitete Basis werde aber durch die Art der hoheitlichen, föderalen Umsetzung von Natura 2000 in mehreren Bundesländern konterkariert, schildert Forstmeister Johannes Wohlmacher, der Präsident des Österreichischen Forstvereins. Aus dieser Sorge heraus habe der Österreichische Forstverein ein Positionspapier zur Naturschutzpolitik in Österreich verfasst.

„Wenn Schutzgebiete nominiert werden, ohne vorher die Bewirtschafter dieser Flächen ausreichend zu informieren und in die Diskussion einzubinden, resultiert daraus automatisch große Verunsicherung. Diese wird zusätzlich dadurch gesteigert, dass im selben Atemzug einzelne Lobbyinggruppen weitere großflächige Außernutzungstellungen von Waldflächen fordern“, kritisiert Wohlmacher, der auch den Forstbetrieb des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Schlägl verantwortungsvoll führt.

Vielmehr müsse für jedes einzelne Schutzgebiet eine transparente Diskussion geführt werden. Für die Bewirtschafter müsse klar sein, welche Ziele in diesem Schutzgebiet verfolgt werden, welche Maßnahmen dafür förderlich sind, wofür es eine behördliche Bewilligung braucht und welche Einschränkungen in der Bewirtschaftung in welcher Höhe abgegolten werden. „Nur wenn auf Basis eines fairen Interessenausgleichs agiert und vertragliche Lösungen umgesetzt werden, kann das Natura 2000-Konzept zum Erfolg führen“, so Wohlmacher.

Man sehe den dringenden Bedarf einer bundesweiten Koordinierung der Umsetzung von Natura 2000. Es brauche auch eine österreichweite Mindestharmonisierung der wesentlichen Rechtsbestimmungen, wie zum Beispiel die Einbindung der Betroffenen und Entschädigungsregelungen. „Zusätzliche Gebietsausweisungen sind auf tatsächlich nachgewiesene Vorkommen der zu schützenden Arten und Lebensräume zu beschränken. Die forstfachliche Expertise ist bei der Ausweisung von Waldflächen und der Entwicklung von Schutzgebietskonzepten einzubeziehen“, appelliert Wohlmacher an die verantwortlichen Bundesländer. „Es ist für niemanden verständlich, weshalb ein Wald, in dem nur jeder zehnte Baum eine Buche ist, als zu schützender Buchenwald ausgewiesen werden soll“, bringt Wohlmacher die Problematik anhand eines Beispiels auf den Punkt.