MEINE PERSPEKTIVEN

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Qualität muss ihren Preis haben

Die bäuerlichen Familienbetriebe sind das Herzstück unserer Land- und Forstwirtschaft. Für sie setze ich mich ein, sowohl auf der nationalen als auch auf der europäischen Ebene. Als Ministerin ist es meine Aufgabe, Österreich verantwortungsbewusst weiterzuentwickeln und unser Land optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei vor allem auch im ländlichen Raum, mit einer wettbewerbsfähigen, multifunktionalen und flächendeckenden Land- und Forstwirtschaft, in einer weitgehend kleinräumigen und familiengeführten Struktur der Betriebe. Mir ist wichtig, dass sich unsere Betriebe auch in schwierigen Situationen auf den notwendigen Rückhalt verlassen können.
Im Zusammenhang mit dem Brexit stehen nun allerdings Kürzungen der EU-Mittel im Raum. Dazu habe ich bereits klar und deutlich Stellung bezogen:  Einsparungen zu Lasten unserer hochqualitativen Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung kommen für mich nicht in Frage. Unsere Familienbetriebe produzieren nach den höchsten Standards und erbringen unschätzbar wertvolle Leistungen, die honoriert werden müssen. Als europäischer Vorreiter in der ökosozialen Landwirtschaft zeigt Österreich, dass ganz Europa von dieser Form der Bewirtschaftung profitieren kann.
In der Bio-Landwirtschaft ist Österreich europaweit die Nummer 1, weil wir nicht auf Verbote oder Quoten gesetzt, sondern den Bedarf gestärkt und damit einen attraktiven Markt geschaffen haben. Ich bin davon überzeugt, dass das bei weitem besser ist, als auf Biegen und Brechen Quoten durchzusetzen. Das gilt natürlich nicht nur für Bio: Mir ist wichtig, dass wir auch unsere konventionellen Betriebe gezielt stärken. Sie haben zum Teil höhere Qualitätsauflagen als Bio-Betriebe in anderen Ländern. Qualität muss auch in Europa ihren Preis haben. Das muss man auch bei den Reformen der Direktzahlungen berücksichtigen. Hier müssen wir vor allem bei jenen Ländern genau hinschauen, die sich nicht an diese Standards halten, etwa beim Tierschutz. Ich scheue mich auch nicht davor, eine ehrliche Groß-/Klein-Debatte in Europa zu führen. Obergrenzen im Bereich der Direktzahlung dürfen heutzutage kein Tabu-Thema mehr sein, denn nicht die Agrarindustrie, sondern die bäuerlichen Familienbetriebe müssen von den Direktzahlungen profitieren. Ich werde also weiterhin mit all meiner Kraft dafür eintreten, dass es zu keinen Kürzungen bei den Direktzahlungen für die heimische Landwirtschaft kommt. Qualität vor Quantität ist hier der richtige Weg.
Ein weiteres Thema, das mich zuletzt beschäftigt hat, sind die unlauteren Geschäftspraktiken. Hier geht es darum, dass der heimische Markt von wenigen großen Handelsketten dominiert wird, die da oder dort ihre Interessen gegenüber den vielen kleinen Lieferanten und Erzeugern mit unlauteren Methoden durchsetzen. Es kann aber nicht sein, dass sich Bäuerinnen und Bauern mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen. Dagegen müssen wir gemeinsam entschlossen ankämpfen. In wenigen Wochen werde ich eine Anlaufstelle präsentieren, an die sich von solchen Praktiken betroffene Landwirte rasch, unbürokratisch und vor allem anonym wenden können.