Foto: Jürgen Mück

LFS Mistelbach sät Hülsenfrüchte im Herbst

 

An der Landwirtschaftlichen Fachschule (LFS) Mistelbach laufen seit drei Jahren Versuche zum Anbau von Hülsenfrüchten bereits im Herbst. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend, denn die sogenannten Winterformen bedecken den Boden in der kalten Jahreszeit, reduzieren die Bodenerosion und punkten mit einer früheren Reife. 

„Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen oder Sojabohnen, spielen bei der ausgewogenen Ernährung eine immer wichtigere Rolle, weil sie einen hohen Eiweißgehalt besitzen und reich an Ballaststoffen sind. Aufgrund des geänderten Ernährungsbewusstseins steht Gemüse immer öfter am Speiseplan und die Nachfrage steigt“, betont Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister. „An der Landwirtschaftlichen Fachschule Mistelbach trägt man diesem nachhaltigen Ernährungstrend Rechnung und forscht zu alternativen Anbaumethoden bei Hülsenfrüchten, die den Boden schonen und früher reif sind als herkömmliche Sorten“, so Teschl-Hofmeister.

„Durch den Herbstanbau ist der Boden den gesamten Winter über mit den Pflanzen bedeckt und gut durchwurzelt. Die Winterfeuchte und Nährstoffe können von den Leguminosen, wie die Hülsenfrüchte auch genannte werden, optimal ausgenutzt werden. Und durch die Begrünung wird die Bodenerosion verhindert“, betont Direktorin Veronika Schreder. „Im Frühjahr haben die Winterformen einen entscheidenden Wachstumsvorsprung gegenüber den gängigen Sommerformen und blühen schon viel früher. Noch vor den hohen Temperaturen im Sommer können etwa Wintererbsen oder Winterlinsen schon im April oder Mai geerntet werden. Zudem verbessern Leguminosen die Bodenfruchtbarkeit, weil sie den Stickstoff im Boden binden und für die Pflanzen verfügbar machen“, so Schreder. Die Versuchsergebnisse der LFS Mistelbach zu den Winterarten von Erbse, Ackerbohne, Sojabohne, Lupine, Linse und Kichererbse sind online auf www.lako.at/versuche abrufbar.

„Da die Fachschule Poysdorf in zwei Jahren an die LFS Mistelbach übersiedelt, bereitet man sich bereits jetzt auf eine gelingende Zusammenführung vor. Als erstes Projekt der Schulkooperation stehen die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten der Hülsenfrüchte auf dem Programm“, betont Direktorin Feichtinger-Ziniel. „Derzeit wird mit den Schülern im praktischen Unterricht an verschiedenen Produktvariationen getüftelt. Kichererbsen als Humusgrundlage, Linsen für Eintöpfe, Strudel und Aufstriche lassen sich perfekt in der Küche einsetzen“, so Feichtinger-Ziniel. „Aus Hülsenfrüchten lassen sich viele  Gerichte, wie Eintöpfe und Salate, zubereiten. Auch als Beilagen sind sie sehr beliebt. Jedoch gilt es zu beachten, dass die meisten Hülsenfrüchte – mit Ausnahme von Zuckererbsen – gekocht werden müssen, weil sie das unverdauliche Gift Phasin sowie Bitterstoffe enthalten“, so der Hiweis der beiden Direktorinnen.

 Genaugenommen sind Hülsenfrüchte gar keine Früchte, sondern die Samen der sogenannten Hülsenfrüchtler (auch Leguminosen genannt). Botanisch gesehen handelt es sich nicht um Früchte, sondern um Gemüse. Sie wachsen in Fruchtblättern, die sich bei der Reife öffnen, sodass die Samen geerntet werden können. Diese werden dann je nach Sorte getrocknet, gegart oder gleich frisch gegessen. Hülsenfrüchte zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Bereits vor 8000 Jahren wurden in der asiatischen Küche Hülsenfrüchte verwendet.