Foto: agrarfoto.com

Kammer rät von Investitionen in Legehennen ab

Ostern fällt bekanntlich immer auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, das ist heuer der 1. April. Dieser frühe Ostertermin stellt Bauern, Färbereien und Packstellen vor eine große Herausforderung, denn die zusätzliche Nachfrage aufgrund der Osterzeit neben dem kontinuierlich laufenden Haushaltseinkauf und der Nachfrage aus dem Wintertourismus verlangt enorme Stückzahlen an Eiern. „Die wirtschaftliche Situation der heimischen Legehennenhalter ist zurzeit nicht zufriedenstellend: Die höheren Produktionsstandards, die durch das Ende der Käfighaltung bedingt sind, werden durch die Preise am Markt nicht abgegolten“, meint dazu der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Reisecker.

Die Versorgung mit Schaleneiern ist in Österreich das ganze Jahr hindurch gewährleistet, das zeigt der Selbstversorgungsgrad von 86% im Jahr 2016. Experten zufolge dürfte dieser Wert 2017 in Richtung 90% gestiegen sein. „Die LK OÖ empfiehlt allerdings keinen weiteren Ausbau der heimischen Legehennenbestände. Eine Aufstockung der Bestände ist erst wieder zu befürworten, wenn bei der Herstellung von Lebensmitteln mit Eianteil die Eier aus dem Ausland durch solche aus heimischer Produktion ersetzt werden“, betonte der Präsident.

15% des heimischen Eierbedarfes werden durch importierte Eier, meist aus Käfighaltung, abgedeckt. Dies deshalb, weil Käufer diese geringfügig billigere ausländische Ware den heimischen Eiern aus tierfreundlichen Haltungsformen vorziehen. „Das schwächt die Marktposition österreichischer Erzeuger. Eier aus der EU-rechtlich noch erlaubten Form der Käfighaltung in sogenannten ‚ausgestalteten Käfigen‘ drängen auf unseren Markt und setzen heimische Eierproduzenten einem ruinösen Preiskampf aus“, kritisierte Reisecker. Deshalb fordere die LK OÖ die verpflichtende Kennzeichnung für Verarbeitungsprodukte mit Eianteil im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie hinsichtlich Herkunft und Haltungsform.

„Es gibt in Europa kein Land mit derart hohen Standards in der Legehennenhaltung wie Österreich“, stellte Franz Karlhuber, der Obmann des OÖ Landesverbandes der landwirtschaftlichen Geflügelwirtschaft, fest. Er verwies auf den freiwilligen Verzicht auf das Schnabelstutzen in allen Haltungsformen, strengere Tierschutzbestimmungen als in der EU, eine geringere Besatzdichte, kleinere Herdengrößen, die Stempelpflicht der Eier direkt am Erzeugerhof sowie die gentechnikfreie Fütterung und den Einsatz von Eiweißfutter aus der EU. Mit der Eierdatenbank könne man die Warenströme kontrollieren, das AMA-Gütesiegel sei bei rund 90% der im Lebensmitteleinzelhandel verkauften Eier zu finden und die Gesundheitskontrolle habe einen hohen Stellenwert.

„Diese zusätzlichen Standards kosten die Betriebe viel Geld, das aber nur teilweise bezahlt wird. Speziell in der Boden- und Biohaltung sind Investitionen in Stallneubauten derzeit unwirtschaftlich“, unterstrich Karlhuber. Steigende Kosten für Stallbau, Versicherungen und Betriebsmittel bei gleichzeitig rückläufigen Einnahmen ermöglichten es den Betrieben nicht, die Abschreibung für den Stall und eine Entlohnung für die aufgewendeten Arbeitsstunden zu verdienen. Daher werde vorerst von Investitionen in die Legehennenhaltung abgeraten, so der Obmann.

„Die Preisentwicklung zeigt, dass Konsumenten für Bodenhaltungseier in den letzten Jahren im Schnitt sogar um einen Cent weniger bezahlen. Die Kostensteigerungen in der Produktion müssen somit zu 100% von den Bauern getragen werden. Eine geringfügige Preissteigerung im Herbst hat nicht annähernd den Kostenanstieg in der Produktion abgedeckt“, gab Karlhuber zu bedenken. Besser sei die wirtschaftliche Situation in der Direktvermarktung von Eiern, diesbezüglich bestehe aber derzeit in Oberösterreich ein ausreichendes Angebot.