Italo-Chinesen zum „Hammerpreis“

Der chinesische Lovol-Konzern will trotz schrumpfendem Markt in Europa eine neue Traktorenmarke positionieren. BLICK INS LAND war bei der Präsentation der neuen Arbos Serie 5000.

Der Industrieriese aus Fernost hat in Italien nicht nur die Markenrechte des traditionsreichen, aber seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf schlummernden Traktor- und Mähdreschernamens Arbos gekauft, sondern zudem die Firma Goldoni und deren Fabrik nahe Modena erworben. Unweit davon entfernt findet man auch andere Traktorenwerke von New Holland oder Same – dementsprechend viel Know-how ist in der Region vorhanden. Vor sechs Jahren haben die Chinesen damit begonnen bei diesen Mitbewerbern etablierte Ingenieure abzuwerben. Auch der bekannte Anbaugerätehersteller Matermacc wurde übernommen.

Ende Juni rollten nach ausführlich genutzter Entwicklungszeit die ersten Arbos-Prototypen im Friaul über die Felder. Vorgestellt wurde die Serie 5000, drei Modellen mit 110, 122 und 136 PS, und das zu „Hammerpreisen“

Mit den Arbos-Traktoren will man grundsolide Technik zu sensationellen Preis anbieten, mit auf absehbare Zeit Lastschaltstufentechnik, aber nicht stufenlosem Antrieb. Der Steirer Robert Binder aus Fürstenfeld will die neue Traktorenmarke in Österreich etablieren. Er war 35 Jahre lang bei Raiffeisen im Landtechnikbereich tätig und umwirbt gerade potentielle Händler. „Wir wollen uns mit Arbos zwischen Kubota oder Zetor und Deutz oder New Holland positionieren, und das mit um 25 Prozent günstigeren Preisen“, sagt Binder. So offeriert Binders Firma Xerra als Generalimporteur den neuen Arbos 5000 „Global“ um etwas über 38.000 Euro. Die Variante „Advanced“, ebenfalls 110 PS stark, aber mit höherwertiger Ausstattung kostet rund 41.500 Euro. Dazu gibt es drei Jahre Werksgarantie, gegen einen kleinen Aufpreis sogar fünf Jahre.

Bei welchen Händlern sich kaufwillige Kunden ihren Traktor abholen können, sei gerade im Entstehen. Binder: „Wir haben etliche sehr weit gediehene Vorgespräche in Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten geführt.“ Noch heuer will der Landmaschinenmanager inklusive Vorführmaschinen 20 Traktoren nach Österreich bringen. Wenn schrittweise weitere Modelle in anderen PS-Klassen folgen, sei ein Marktanteil von drei Prozent für Arbos realistisch, so der Plan.

Die „simpleren“ Komponenten des Traktors kommen aus günstiger Produktion der Konzernmutter in China. In Italien werden diese mit westlicher Technologie kombiniert, etwa mit Motoren vom US-Konzern Kohler oder der Regelhydraulik von Bosch. Damit entsprechen die Zugmaschinen dem europäischen Regulativ und vermutlichen auch den Qualitätsansprüchen nicht weniger kostenbewusster Landwirte. Und funktioniert die Marke mittelfristig bei den anspruchsvollen Kunden in Europa, dann könnten die Arbos-Traktoren „Made in Italy“ auch bei den nach westlicher Technik gierenden Chinesen im Reich der Mitte punkten.

STEFAN NIMMERVOLL

arbos.com

www.xerra.at