GMEINER MEINT

Gmeiner meint
Foto: Archiv

Eiserne Faust mit sanftem Lächeln

Sie ist auf Facebook daheim, auf Twitter und auf Instagram. Sie tritt in den Medien routiniert auf und baut konsequent an ihrem Image. Nichts scheint bei Elisabeth Köstinger ohne Kalkül. „Bäuerliche Familienbetriebe sind das Herzstück des ländlichen Raumes“, postuliert sie oft, was Bauernohren gerne hören. „Dieses Bekenntnis erwarte ich auch von Europa.“
Sie redet davon, dass Österreich den Wettbewerbsvorteil bei Bio erhalten müsse, und sagt auch, dass ihr wichtig sei, die konventionellen Betriebe zu stärken, die „zum Teil höhere Qualitätsauflagen als Bio-Betriebe in anderen Ländern“ hätten. Sie blafft in Richtung der großen Handelsketten und gibt sich unbeeindruckt von der Diskussion um eine Kürzung des EU-Agrarbudgets. „Das kommt für mich nicht in Frage“, so die ­Ministerin.
Den Zeitungs-Boulevard bedient sie mit einer Absage an das Mercosur-Abkommen und wird dort dafür hofiert mit Sätzen wie „Draußen ist’s noch winterlich, doch Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger trägt ganz offensichtlich schon den Frühling im Herzen!“. Dass sie ihr erstes Kind erwartet, fügt sich da schier perfekt darein.
Bisher macht die ehemalige EU-Parlamentarierin Elisabeth Köstinger als Landwirtschaftsministerin einen passablen Job und gibt mit Erfolg das freundliche und moderne Gesicht der Landwirtschaft.
Im heimischen Agrar-Apparat schätzt man ihre Handschlagqualität und ihre Kompetenz. Dass sie als enge Vertraute von Kanzler Sebastian Kurz ein politisches Schwergewicht im Land ist, ist zu ihrem Schaden nicht.
Während sich ihr Vorgänger nach den ersten drei Monaten im Amt mit eigentümlichen Äußerungen und befremdlichem Auftreten längst um Ansehen und Vorschusslorbeeren gebracht hatte, ist Köstinger dabei, schon die ersten Erfolge einzufahren. Dass es für die Bauern keine Kürzungen im Doppelbudget gab und für Großküchen in Zukunft bei Bestellungen von Lebensmitteln das Best- und nicht mehr das Billigstbieterprinzip gelten wird, darf sie sich bereits auf ihre Fahnen heften.
Mit zum Teil harten Personalentscheidungen in ihrem Einflussbereich, etwa bei den Bundesforsten, hat sie sich Respekt verschafft. Bei Entscheidungen groß Rücksichten zu nehmen, ist ihre Sache offenbar nicht. Da zeigt sie statt einem freundlichen Lächeln die eiserne Faust und Machtbewusstsein, das man ihr nicht zutrauen würde.
Noch muss sich freilich weisen, ob das alles trägt, was Köstinger erwarten lässt. Die Latte hat sie sich mit ihrem bisherigen Auftreten und mit ihren bisherigen Aussagen jedenfalls sehr hoch gelegt. Bisher gelang ihr vor allem, gute Stimmung und Vertrauen zu erzeugen. Ernsthafte Probleme hatte sie bisher nicht zu lösen. Und auch ein großes Konzept, das den Bauern Orientierung und Zuversicht geben könnte, ist bisher nicht bekannt.
Gelegenheit zu zeigen, was sie wirklich kann, gab es bisher nicht. Die wird es aber reichlich und bald geben. Bei den GAP-Verhandlungen muss sie Erfolge erst einmal heimbringen, bei Mercosur auch, beim Handel und bei den Einsparungen in der Verwaltung – bei ihren Ankündigungen bleibt ihr gar nichts anderes übrig.