GMEINER MEINT

Gmeiner meint
Foto: Archiv

Das Schicksal der Rübenbauern als warnendes Beispiel

Der Präsident der Rübenbauern reagierte angesichts des Verbots des Einsatzes von Neonics im Zuckerrübenanbau, wie man es von ihm und seinereinen gewohnt ist: Ein Stück generelle, möglichst große Empörung, ein paar mächtige Hiebe gegen die NGO, die Forderung nach Geld als Ausgleich und zuletzt die Hammer-Keule vom Ende eines Produktionszweiges und vom Bauernsterben, das damit unvermeidbar sei.
Die Aufregung des Präsidenten mag berechtigt sein. So, wie sie das meist auch ist, wenn sich andere Präsidenten derart aufregen – etwa bei Themen wie Glyphosat, Handelsketten, Preisen, Förderungen und vielem anderen mehr. Die Situationen, denen sie sich gegenübersehen, sind ohne Zweifel meist schwierig, zumal in dem Umfeld, mit dem es die Landwirtschaft zu tun hat. Das ändert aber nichts daran, dass dieser Aufgeregtheit oft der Geruch des Unvermögens und des Versagens anhängt. Denn sie erreichen damit längst nichts mehr.
In Wahrheit heißt das nichts anderes, als dass man es bei dem, was man da so wutentbrannt und voller Selbstmitleid hinausschreit, nicht geschafft hat, zu einer tragbaren Lösung zu kommen. Kurz – dass man nichts zusammengebracht hat. Dabei hat man oft längst nicht nur den eigenen Ruf ramponiert, sondern auch den der Bauern insgesamt ruiniert. Es glaubt ja niemand mehr all die Drohungen und Ankündigungen. Ginge es nach all dem, was da in den vergangenen Jahren gesagt wurde, dürfte es längst keinen einzigen Bauern mehr geben.
Die Landwirtschaft braucht andere Antworten und Strategien, um gehört zu werden.
Gerade die Diskussion um die Neonics zeigt das. Da ist zu fragen, was man wirklich getan hat, um Verständnis zu erzeugen für die Problematik, außer eine Presseaussendung produziert und bei Versammlungen über die drohende Gefahr geklagt zu haben, die zudem schon sehr lange bekannt ist. Und warum das Thema außer die Rübenbauern niemanden rührt? Warum es trotz Neonics die Käferplage gibt? Außerdem warum man es nicht einmal geschafft hat, die Agrana ins Boot zu holen?
Zu beleuchten ist freilich auch das Verhältnis zwischen Politik und Landwirtschaft und das Amtsverständnis von Ministerin Elisabeth Köstinger und ihr Verhältnis zu den Bauern. Es sind ja schließlich jene am Ruder im Land, denen die Bauern ihre Stimmen gaben und die gerne versprechen, sie zu vertreten. Kann es wirklich sein, dass man so drüberfährt über eine Gruppe und nicht einmal eine Kompromisslösung versucht? Dass solche Dinge nicht abgesprochen werden? Dass man gleichsam den Mantel großzügig und ohne Gegenleistung herschenkt, ohne zu wissen, wie man sich dann zumindest halbwegs schützt? Das lässt für die Zukunft Schlimmes befürchten.
Und dann bleibt natürlich das große Thema, was die Rübenbauernvertretung zusammenbringt, damit ihre Befürchtungen nicht Wirklichkeit werden. Denn der Zuckerrübenbau ist tatsächlich alles andere als ein Honiglecken – von der Käferplage in Niederösterreich bis zu den Preisen. Die Rübenbauern bräuchten dringend Ideen und Verständnis für ihre Nöte.
Und sie bräuchten eine richtig gute Vertretung, die mehr kann, als nur Aufschreien.
Aber so eine bräuchten alle Bauern in Österreich.