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Gahr: „WWF-Forderungen nicht praxistauglich“

Wolfssichtungen nahe Wohngegenden und zahlreiche Wolfsrisse sorgen bei heimischen Landwirten seit Monaten für Unruhe und führen zu wiederholten Forderungen nach entsprechenden Maßnahmen. Der WWF hat einen Aktionsplan vorgestellt, der vor allem den Ausbau des Herdenschutzes und einen nationalen Wolfsgipfel fordert. Für den Tiroler Abgeordneten und Forum Land-Obmann Hermann Gahr geht dies an der Realität vorbei. „Die Forderung nach einem flächendeckenden Herdenschutz ist nicht praxistauglich. Diese Dinge klingen auf dem Papier ganz nett, nur die Umsetzung, vor allem im alpinen Gelände wie in Tirol, ist nicht möglich. Man kann ebene Flächen nicht mit Berggebieten vergleichen, hier herrschen völlig andere Bedingungen. Ein Bergbauer kann nicht seine gesamte Alm mit Elektrozäunen begrenzen. Ich lade aber gerne einen Aktivisten ein, der uns das vormachen soll“, so Gahr.

Ungeklärt lasse der WWF auch, wer für die Kosten des Herdenschutzes aufkommen soll. „Egal ob Zaun, Hunde oder Hirten. Wie sollen Bauern diese Maßnahmen finanzieren? Zusätzliche Belastungen können wir unseren Landwirten nicht zumuten. Derzeit kämpfen wir für unsere bäuerlichen Familienbetriebe in Brüssel um jeden Cent für die GAP 2020+. Kürzungen stehen sogar im Raum und nun glauben NGOs wirklich, dass die Landwirte noch mehr Leistungen erbringen können. Das ist fernab jeglicher Realität“, betont der Obmann.

Kritisiert wird ferner die Verharmlosung des Themas. „NGOs stellen diese komplexe Materie sehr vereinfacht und verharmlost dar. Es wird immer behauptet, dass die Landwirte nur den Umgang mit den Beutegreifern verlernt haben und darauf verwiesen, dass das Zusammenleben in anderen Ländern tadellos funktioniert. Außerdem wird den heimischen Bauern immer vorgeworfen, sie würden übertreiben. Hier sieht man deutlich, dass diese selbst ernannten Tierschützer keine Ahnung von der Realität haben. Kein Bauer züchtet Schafe als Wolfsfutter! Es ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine emotionale Belastung, wenn man morgens auf die Weide kommt, und seine zerfleischten oder schwer verletzten Schäfchen findet. Deswegen brauchen wir unbedingt eine Möglichkeit, unsere Haus- und Nutztiere vor Raubtieren zu schützen“, unterstreicht Gahr.

Schon jetzt entscheiden sich Bauern gegen den Almauftrieb, weil sie ihre Tiere nicht den Wölfen opfern möchten. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für ganz Österreich. „Wie Beispiele aus Italien zeigen, können ganze Täler verwaisen. Wenn Landwirte sich entscheiden, die Bewirtschaftung aufzugeben und abwandern, bleibt ein leeres Tal. Dieses Szenario droht uns auch in Österreich. Eine flächendeckende Landwirtschaft mit einem touristisch attraktiven ländlichen Raum ist nur mit wolfsfreien Zonen möglich“, so Gahr