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Freihandel mit Neuseeland erklärtes Ziel der EU-Kommission

Zu Beginn des kommenden Jahres sollen die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland starten. Neuseeländische Politiker werden heute schon in der EU mit einer selbstverständlichen Herzlichkeit empfangen, dass man sich wundert, weshalb nicht schon längst ein Freihandelsabkommen abgeschlossen wurde. Jetzt will die EU-Kommission Versäumtes nachholen und möglichst rasch mit Neuseeland zu einem Abschluss kommen. Ermutigt wurde die EU schließlich auch durch den am Schluss reibungslosen Verlauf der Verhandlungen mit Japan. Doch ganz so einfach wird es mit Neuseeland nicht laufen, vor allem weil die EU ihren empfindlichen Milchsektor nicht ohne weiteres der Konkurrenz aussetzen möchte, denn die Zahlen sprechen für sich: In Neuseeland gibt es so viele Milchkühe wie Einwohner. In der EU kommen dagegen auf jede Milchkuh mehr als 20 Bewohner. Die Herden bestehen in Neuseeland durchschnittlich aus 419 Tieren, in der EU sind es lediglich 36 Milchkühe. Neuseeland hat seine Butterexporte nach China seit 2008 verfünffacht, wohingegen die Lieferungen aus der EU nach China seitdem kaum gestiegen sind.

Das kleine Land auf der anderen Seite der Erde ist ein Milchriese, weshalb im EU-Molkereisektor im Vorfeld der Verhandlungen die Alarmglocken läuten. Der Europäische Milchverband (EDA) lehnt die Verhandlungen mit Neuseeland ab, zumindest solange die Wettbewerbschancen ungleich verteilt sind. EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat zwar zugesagt, auch in den Verhandlungen mit Neuseeland auf sensible Agrarprodukte wie Schaffleisch, Rindfleisch und Milchprodukte zu achten, aber den Aussagen des Agrarkommissars traut der Europäische Milchverband noch nicht ganz. EDA will sich deshalb am Rande der Verhandlungen dafür einsetzen, dass der Außenschutz nicht gesenkt wird.

Zurzeit drängt Neuseeland kaum auf den europäischen Buttermarkt. In den vergangenen Jahren nutzte Neuseeland sein zollfreies Einfuhrkontingent für 76.665 t Butter noch nicht einmal zur Hälfte aus. Neuseeland konzentrierte sich ganz auf die asiatischen Absatzmärkte und erlebte vor allem in China einen enormen Anstieg seiner Exporte. 2015 führte das Land 51.000 t Butter und 39.500 t Käse nach China aus. Im Jahr 2008 waren es gerade einmal 5.000 t Butter und 6.200 t Käse. Der Europäische Verband leitete daraus zwei Forderungen ab. Zum einen sollte sich die EU um ein Freihandelsabkommen mit China kümmern, wo wahre Wachstumspotenziale zu erwarten sind. Zum anderen soll die EU den Außenschutz gegenüber Neuseeland mit seinem wettbewerbsfähigen Molkereisektor aufrechterhalten. Schließlich bemängelt der Verband, dass die Milcherfassung in Neuseeland weitgehend in einer Hand liegt und die Monopolstruktur den Wettbewerb verzerrt.