Foto: LK NÖ

Fraglicher Pflanzenschutz bei Ägypten- und Israel-Importen

Zum dritten Mal führte die Landwirtschaftskammer Niederösterreich einen Lebensmittelcheck durch, in dessen Mittelpunkt dieses Mal Erdäpfel standen. Das Ergebnis zeigte, dass die Herkunft nach genauem Hinsehen ersichtlich ist, aber speziell bei Produkten aus Ägypten und Israel Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, die in Österreich bereits seit Jahrzehnten verboten sind. LK-Präsident Johannes Schmuckenschlager, Alexander Bernhuber, Europawahl-Kandidat des NÖ Bauernbundes, und Franz Wanzenböck, Obmann der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau, fordern mehr Sicherheit für Konsumenten: „Das, was in Europa verboten ist, soll auch für Importlebensmittel aus Drittstaaten verboten sein.“

Erstmals konnte heuer der österreichische Markt aufgrund von Trockenheit und Drahtwurmbefall in der Anbausaison 2018 und der daraus resultierenden geringen Erntemenge nicht durchgehend mit heimischen Erdäpfeln versorgt werden. Deshalb stellte sich für die LK Niederösterreich die Frage, woher diese Erzeugnisse in den Supermarktregalen derzeit stammen und welche Produktionsbedingungen dahinterstehen. 50 Erdäpfelsäcke aus zehn Filialen der zentralen Supermarktketten wurden untersucht. Davon waren elf aus Ägypten, vier aus Israel, einer aus Marokko, zwei aus Zypern, 15 aus Frankreich und einer aus Deutschland.

„Vor allem Erdäpfel aus Drittstaaten wie Ägypten und Israel werfen für mich einige Fragen auf. Neben den langen Transportwegen von Tausenden von Kilometern spricht nämlich auch der soziale Aspekt gegen diese Importe. In Ägypten zum Beispiel treibt die Erdäpfelerzeugung für Europa die Lebensmittelpreise derart in die Höhe, dass sich Ägypter keine Erdäpfel leisten können. Wir mussten bei unseren Untersuchungen auch noch feststellen, dass speziell in diesem Land nach wie vor Mittel eingesetzt werden dürfen, die bei uns schon seit Jahrzehnten verboten sind“, erklärt Schmuckenschlager und fordert hier mehr Sicherheit für Konsumenten. „Es gelangen Lebensmittel in unsere Supermarktregale, die bei uns in Europa so gar nicht produziert werden dürften. Hier reicht es nicht, dass man sich von den Erzeugern aus Drittländern die Einhaltung gewisser Produktionsbedingungen in Verträgen zusichern lässt. Es geht vielmehr darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln sicherzustellen. Ich werde mich daher im EU-Parlament in Brüssel für faire Bedingungen und Spielregeln für alle Produzentenländer einsetzen“, so Bernhuber. Bis dahin gehen Konsumenten auf Nummer sicher, indem sie auf österreichische Qualität setzen. Und das können sie in wenigen Tagen auch wieder bei den Erdäpfeln tun.

Nur noch wenige Tage, dann können die Österreicher nämlich die ersten „Heurigen“ aus heimischem Anbau erstehen, denn anders als in den Jahren davor werden diese schon in den nächsten Tagen geerntet. Den Anfang machen Direktvermarkter. Mit einer Ernte für die Supermärkte ist in Niederösterreich allerdings erst in zwei Wochen zu rechnen. „In einem Durchschnittsjahr werden ‚Heurige‘ Anfang Juni geerntet. Heuer ist das etwas anders. Unsere Bauern haben aktiv auf den Versorgungsengpass reagiert und sich bemüht, die neue Ware möglichst früh auf den Markt zu bekommen. Sie haben mit Flies- und Folienabdeckung gearbeitet, damit ihre Erdäpfel schneller wachsen. Die ersten Direktvermarkter können somit in den nächsten Tagen kleine Mengen an Heurigen zum Verkauf anbieten“, freut sich Wanzenböck über die Initiative der Bäuerinnen und Bauern, welche den Konsumenten zugutekommt.