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EU-Erntemenge besser, weltweit aber Stagnation

Die Europäische Kommission erwartet für das heurige Jahr mit zirka 310,2 Mio. t eine um 6,8% beziehungsweise 20 Mio. t deutlich höhere EU-Erntemenge als im Vorjahr, welches von Anbauproblemen und Trockenheit geprägt war. Auf insgesamt 56,2 Mio. ha, das sind um 2% mehr gegenüber dem Vorjahr, wurde heuer Getreide in der EU angebaut, wobei Weichweizen, Mais und Roggen die stärksten Flächenzuwächse verzeichneten. „Aufgrund einer Trocken- und Hitzephase im Juni wurden die Ernteprognosen in den letzten Wochen zurückgenommen, trotzdem wird eine gute durchschnittliche EU-Getreideernte erwartet“, informierte der Leiter der AMA-Abteilung „Marktordnungen, Marktinformation“, Christian Gessl, im Rahmen der Getreide-Erntebilanz. Demnach konnten mit Ausnahme von Spanien alle wichtigen Getreideanbauregionen ihre Produktion deutlich steigern. Deutschland verzeichnete beispielsweise einen Zuwachs um 20%.

Die gegenüber dem Vorjahr höher erwartete Produktion betrifft nahezu alle Getreidearten, wobei Weichweizen mit über 12,5 Mio. t den höchsten Zuwachs verzeichnet. „Die geschätzte Produktionsmenge lässt die EU-Importe auf zirka 21,4 Mio. t sinken. Gleichzeitig geht man von einer Steigerung der Exporte auf nahezu 40 Mio. t aus. Die Lagervorräte belaufen sich auf komfortable 50,5 Mio. t. Der Lageraufbau bei Roggen fällt deutlich – von 0,2 Mio. t auf 1,9 Mio. t – aus und dürfte somit wieder einen Normalwert erreichen. Die Europäische Kommission erwartet daher eine gute Versorgungslage 2019/2020 für den europäischen Getreidemarkt“, führte Gessl aus.

Die heurige Ölsaatenernte in der EU ist von einem deutlichen Flächenrückgang bei Raps (-14,5%) sowie einem leichten Zuwachs bei Sonnenblumen (+7,3%) geprägt. Kleinere Anbauflächen, gepaart mit Ertragseinbußen vor allem im Frankreich und Deutschland, bescheren der Europäischen Kommission eine Rapsernte in der Höhe von 18,0 Mio. t (-10,0%). Die Erntemengen bei Sojabohnen und Sonnenblumen können voraussichtlich gegenüber dem Vorjahr um 3,6 beziehungsweise 7,0% erhöht werden. „Die gesamte Produktion an Ölsaaten wird unterdurchschnittlich erwartet und erreicht rund 31,6 Mio. t, das sind -3,7% gegenüber dem Vorjahr“, so Gessl.

„Der Internationale Getreiderat IGC erwartet im heurigen Jahr eine weltweite Getreideernte in Höhe von 2,148 Mrd. t. Somit ist das Jahr 2019 das dritte Jahr ohne nennenswerte Produktionssteigerung“, berichtete Gessl. Während bei Weizen eine neue Rekordernte in Höhe von rund 763 Mio. t (+4,1% gegenüber 2018) erwartet wird, sind die Prognosen bei Mais zurückgenommen worden und liegen um 38 Mio. t (-3,4%) unter dem Vorjahreswert. Grund dafür sind die positiven Erwartungen bei Weizen in der EU-28 (+7,9%) und in Russland (+5,6%) sowie die herabgestuften Erwartungen bei der Maisernte in den USA (-8,9% gegenüber 2018).

Während die EU-28 vor allem die Weizenproduktion deutlich steigern kann und somit das heurige Exportprogramm erhöht wird, bleibt Russland gemeinsam mit der EU-28 der bedeutendste Anbieter am Weizenmarkt. Die beiden wichtigsten Weizenproduzentenländer erreichen zusammen einen Marktanteil von 29,4%. Die zurückgenommenen Ernteaussichten bei Mais und Sojabohnen schmälern die Exportmöglichkeiten der USA, deren Marktanteil jeweils zirka 30% beträgt. Dennoch bleiben die USA mit Brasilien und Argentinien die wichtigsten Lieferanten im weltweiten Handel von Mais und Sojabohnen. Der mit Abstand größte Verbraucher an Getreide und Ölsaaten bleibt weiterhin China. Durch den hohen Verbrauch an Weizen (16,9%), Sojabohnen (28,9%) und Mais (25,2%) nimmt China laut Gessl eine Schlüsselrolle im weltweiten Handel ein.

Die Maisnotierung an der weltweit bedeutendsten Getreidebörse in Chicago lag Mitte Juni auf dem höchsten Niveau seit fünf Jahren und ist derzeit – nach einer Abwärtskorrektur (umgerechnet -13 Euro/t) – immer noch auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Aufgrund der guten Ernteprognosen bei Weizen bleiben die Kurse an der europäischen Leitbörse in Paris stabil auf niedrigem Niveau, erklärte der Experte.

Die Sojabohnennotierungen in Chicago, der internationale Leitkurs für den Ölsaatenmarkt, erreichte Mitte Mai 2019 sein Fünfjahres-Tief, da die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China die Kurse belasteten. Demnach erlebten auch die Rapsnotierungen eine Kursschwäche, welche durch die geringen Erntemengen in Europa zuletzt für eine Kurserholung der Pariser Rapsnotierung sorgten, so Gessl.